Samstag, 5. Februar 2011

kaschmirfäden zählen.

herrlich! noch wesentlich interessanter als wolfgang joops zusammentreffen mit bill kaulitz vor einigen monaten war 2001 sein gespräch mit charlotte roche im rahmen der sendung fast forward. da lässt wolfgang auf einer weissen couch in monte carlo nämlich mal so richtig vom leder und lästert gegenüber der modisch eher unbedarft erscheinenden charlotte roche über die 1990er-minimal-designs von jil sander und helmut lang. und um ein wenig appetit zu machen auf dieses deftige wochenendhäppchen, zitiere ich - hoffentlich einigermassen wortgetreu - die joopschen bandwurmsätze. alle achtung, gesprochene rede also:   
 
Dann kamen die 90er, die waren so ein bisschen abgespeckt, als Antwort auf diesen Designoverkill, wo so Leute am besten gar nichts zeigten, um interessant zu sein. Dann kamen so meine Freunde Helmut Lang und Jil Sander und haben ganz geschickt den Leuten ganz wenig gezeigt, damit sie so ein Galeristentyp nach Basel oder Köln auf die Kunstmesse  fuhr und sie so ein bisschen schmallippig herumliefen. Dafür war dieser Look ganz okay. Helmut Lang, finde ich, hat es noch ein bisschen geschickter gemacht, der hat nicht so viel über Qualität gequatscht, denn dieses Qualitätsgequatsche interessiert ja nun wirklich gar keinen - wie viele Fäden Kaschmir denn da nun drin ist, da ist ja wirklich peinlich...Aber der hat das noch ein bisschen geschickter gemacht, das sah dann irgendwo immer so aus, dass der Saum ein wenig abgerissen war und hier so ein Bändchen. Das sah dann aus, als ob man sich ganz schnell fein gemacht hatte, als ob man auf `ne Kinderparty wollte, ne. Und das war dann genau das richtige für alte Leute, die immer noch ein bisschen kindlich aussehen wollten, weil erwachsen heisst ja auch Verantwortung tragen, macht ja nicht viel Spass. Das waren also diese beiden Marketingstrategien, den Leuten so wenig zu zeigen wie möglich und so viel Geld abzunehmen wie es geht - und selber lebt man dann im Protz. The Queen of less and the King of less wants more.

wer noch mehr von wolfgangs gequatsche sehen möchte: hier entlang. ab minute 10:35 gehts dann los mit den schmallippigen 1990ern, deren look gerade ja wieder sehr en vogue ist. viel vergnügen! 

5 Kommentare:

LYNN and HORST hat gesagt…

der wahnsinn
ganz toll
wie hörbuch zum einschlafen

Anonym hat gesagt…

na ja, ich würde schon sagen, da ist schon was dran, was er sagt. jil sander heute lässt sich ja kaum mit jil sander vor 2000 vergleichen, aber das in der mode viel über die marke / den namen läuft, dürfte bekannt sein.

man sehe sich bitte die jil sander show für den frühling 1999 auf youtube an und so ganz kann ich joop nicht widersprechen.

aber, wer jil sander voll und ganz versthehen will, muss eben einen sinn haben für das "effortless, das magic" ihres stils.

http://www.youtube.com/watch?v=bw0NoNoxeuI

(gute musik übrigens, wie ich finde. das muss das "effortless" sein.)

simon hat gesagt…

joop erfüllt vll nicht für jeden den anspruch, ein innovativer modetycoon zu sein. dafür bietet er stoff für unterhaltung, dieser zeitlos schöne und herrlich affektierte geck.

Anonym hat gesagt…

ok, seit wann ist es zeitlos schön wie ein brathuhn auszusehen? die wunderkind schauen sind besser als ihr ruf, gerade die sommerkollektionen. aber immer, wenn ich den typen selber sehe, schäm ich mich eher fremd für seine aufgesetzt lockere art mit hand in der hosetaschen und sonnenbrille.

simon hat gesagt…

..."bratuhn"...die gleiche natürliche bräune wie sie auch sympathieträger poalo pin...äh m.friedmann bevorzugt! und ich bleibe dabei und setz sogar noch einen drauf: jetzt sind es schon zwei zeitlos schöne männer mit unterhaltungswert, wobei ich unterhaltungswert nicht mit der qualität ihrer geistigen ergüsse und optischen darstellungsform gleichsetzen wollen würde.

aber lassen wir diese neckereien, blicablica ist wohl eher an einer weniger boulevardlastigen diskussion gelegen-oder, blica?

Blog-Archiv

UA-36378747-1