Dienstag, 30. Oktober 2012

für heike und leyla.

meshit,_ss2013 (bilder daliah spiegel)

weil das gerade so schön zu heikes und leylas geplänkel passt: die sommerkollektion 2013 von ida steixner und lena krampf von und für meshit aus wien.

alle sehen aus wie mango und h&m.

Leyla Piedayesch: Ach, Paris ist natürlich immer wieder schön. Aber mir ist da wieder aufgefallen, in was für einer uniformierten Zeit wir eigentlich leben. Du läufst durch die Straßen und alle sehen gleich aus. Es gibt ungefähr sieben Modeketten, bei denen alle kaufen, also sehen alle Leute gleich aus. Das ist ein bisschen traurig.

Heike Makatsch: Aber bei uns sehen doch auch alle gleich aus. Vielleicht liegt es nur an der Blase, in der ich im Berliner Osten lebe, aber ich finde, dass die Mädchen hier schon alle aussehen wie kleine Ladys. Es gibt auch kaum noch subkulturelle Strömungen. Es gibt keine Ökos, keine Mods, keine Punks, keine Gruftis, ich meine, die gibt es vielleicht noch, aber die habe keine Bedeutung mehr. Alle sehen aus wie Mango und H&M.
leyla piedayesch (jahrgang 1970) von lala berlin interviewt heike makatsch (jahrgang 1971), in: interview magazin, november 2012, s. 131. 

... das "früher war alles besser"-geplänkel zweier anfang-vierzigerinnen oder doch mehr als nur das?

 

Montag, 29. Oktober 2012

bloß nicht lächeln, bitte.

tyrone_lebon, the in crowd, für new york times magazine, oktober 2012 (styling: sara moonves, mit juliana schurig, kremi otashliyska, kate king, hannah holman und charlene almarvez) (bild).

ich hab was gegen gute laune auf knopfdruck - um so schöner anzusehen: models, die  ihr lächeln mal eben abknipsen und cool auf plateaus rumstehen. die zur modestrecke gehörenden produkthinweise spare ich mir; und wer wirklich wissen will, wo der lässig-look zu haben ist, klickt hier.

Sonntag, 28. Oktober 2012

ein traum in marmor.

kenzo,_marble punch, fw 2012 (video)

für die aktuellen videos des labels kenzo bin ich gerade ziemlich anfällig. der film zum herbst-defilé zum beispiel, der punktet mit einem marsch eines weibliche models durch marmorierte phantasiewelten (die mich im übrigen an einen drei jahre alten blog-eintrag über die gestaltung des hamburger esprit-showrooms mitte der 80er erinnern). erdacht wurde das coole machwerk von carl burgess und thomas traum, mehr verraten die beiden dazu im kenzine, dem hauseigenen blogformat von kenzo

Freitag, 26. Oktober 2012

die verjüngte freundin.

der moderesistente freund rümpft gerne mal die nase, wenn da wieder mal irgendwelche bescheuerten modemagazine in der wohnung rumfliegen. und auch wenn ich sie regelmäßig verteidigen muss, die bunten blätter, die ich natürlich besorge, um auf dem laufenden zu bleiben, gebe ich ihm klammheimlich recht. trotzdem habe ich mir dann letztens  ganz verstohlen die freundin besorgt - und das auch nur, weil im sommer ein relaunch angekündigt wurde und ich versprochen habe, mir das genauer anzusehen. nun liegt die erste verjüngte ausgabe neben mir, und das trotz beigelegten weihnachtsplätzchen-extra-heftes. immerhin habe ich dafür mal glatt carine roitfelds neues magazin, das must-have dieses herbstes, links liegen gelassen. der freund rollte bereits angesichts des covers erwartungsgemäß mit den augen und auch mich plagen erste zweifel - die versprechungen des neuen chefredakteurs klingen doch irgendwie sehr erwartbarWeil Trends heute am schnellsten von Stars transportiert werden, präsentieren wir mehr als bisher Trends anhand von Stars, schreiben aber dazu, wie das schon immer bei freundin gemacht wurde, wie sie zum Alltag unserer Leserinnen passen. Weil Authentizität und Glaubwürdigkeit wichtiger sind denn je, zeigt sich die Redaktion mehr als bisher im Heft, werden Redakteure zum Absender von Seiten. Wir versuchen außerdem noch schneller auf Trends und Themen zu reagieren, gerade auf den aktuellen Einstiegsseiten. Bildsprache und Ton des Heftes sollen noch ein wenig freundlicher und frischer werden, das überarbeitete Layout ist aufgeräumt, elegant, aber trotzdem emotional. und so erklären nun also die moderedakteurinnen, warum sie gerade dutts oder xxl-ketten lieben und ich schalte beim durchblättern leider schnell ab. die kuscheligen modestrecken "in derbem strick und lammfell" sprechen mich nicht an, von themen wie den "elternkrankheiten" bin ich irgendwie viel zu weit weg und außerdem bereue ich gerade, mir eine heftkritik der freundin vorgenommen zu haben. zu brav und zahnlos, das alles. wir scheinen irgendwie nicht zusammenzugehören - und das, obwohl ich doch tatsächlich besten willens war.
    

Montag, 22. Oktober 2012

golden brown remix.

collage_für_diptych, kollektion golden brown/ 2012, 13 looks an einem model, fotografiert von michael strasser, kombiniert mit den gemalten showhintergründen von markus jagersberger.

ali zedtwitz und valerie lange vom label diptych waren hier innerhalb der letzten drei jahre immer mal wieder thema, nun habe ich im auftrag der beiden das bildmaterial ihrer kollektion golden brown zu einer collage - genau genommen zu einem diptychon - zusammengestellt. wer mehr von ali und valerie sehen will: bilder zum aktuellen herbstwinter-look gibt es dann bald hier.  

die schmale kleine schwester.



cos,_kundenmagazin, fw2012/ cover und inhaltsverzeichnis (scans)

dass moderedakteurinnen die seiten wechseln, ist gerade ziemlich en vogue. das bemerkte zuletzt hayley phelan auf fashionista.com - das hopping von modemagazinen zu den von brands betriebenen publikationen und plattformen sei gerade ein beliebter sport unter  den mehr oder weniger prominenten editorialistas: Several big-name editors have recently made the jump from editorial to brandsNYLON‘s Faran Krentcil is now at Clarins and Shopbop; New YorkMag’s Jenny Kang is now at J. Crew; GQ‘s Sean Hotchkiss is also now at J.Crew; Glamour‘s Jenny Feldman is now at Amazon; Lucky‘s Jen Ford is now at Kate Spade; Marie Claire‘s Taylor Tomasi Hill is now at Moda Operandi; and the list goes on. faran krentcils erklärungsversuch: I think that as barriers come down and the industry becomes more transparent, and people really start understanding that magazines function as brands, it’s going to become more acceptable for people to get their news from brands. und tatsächlich, während ich nun das aktuelle kundenmagazin von cos durchblättere,  frage mich, wo denn noch unterschiede zu finden sind zwischen magazinen wie the gentlewoman oder eben einem kundenmagazin wie dem cos magazine, das wie dessen schmale kleine schwester daher kommt. die beiden liegen sowohl visuell als auch inhaltlich ganz schön nah beieinander. das ist aber auch kein wunder, kommen sie eigentlich doch aus dem selben stall: gert jonkers und jop van bennekom, die macher hinter fantastic man und seinem ableger für die frau, fungieren als herausgeber, inhalte liefern ebenfalls journalistInnen aus dem netzwerk der beiden. das interview mit inez & vinoodh hat zum beispiel penny martin, chefredakteurin von the gentlewoman geführt. keine frage, das eine heft wird das andere wohl mitfinanzieren, aber irgendwie bleibt da bei mir ein irrer nachgeschmack, warum, weiß ich selbst nicht. dabei sollte ich mir doch längst hinter die ohren geschrieben haben, dass es im modejournalistischen alltag in den meisten fällen darum geht, gute laune zu verbreiten und ein ansprechendes ambiente für die platzierung von produkten zu schaffen. ob das jetzt im mode- oder kundenmagazin (oder aber auf den blogs) passiert, ist ja, das haben die redakteurinnen von  marie claire und co schon erkannt, völlig egal. dafür dürften die gehälter bei clarins und j. crew aber um so lukrativer sein.
  

Sonntag, 21. Oktober 2012

esprit wellnesst jetzt mit christy.


esprit_introducing_wellness_collection, fw 2012 mit christy turlington (bilder david sims, styling camille bidault washington)

manchmal sagen kampagnenbilder mehr als tausend worte. esprit zum beispiel strengt sich gerade mächtig an, was gegen sein durchschnittliches larifari-image und die  unternehmensstrategie der letzten jahre zu machen. dass das am besten über eine aufpolierung des images mit coolem bildmaterial funktioniert, ist ja klar. camille bidault-waddington, die stylistin mit dem lässig französischen touch des eben mal übergeworfenen, darf schon seit einiger zeit ran an das esprit-kampagnenstyling: zuletzt war sie für die aufgeräumte esprit-geschichte mit gisèle bündchen verantwortlich, nun ist die überzeugte yoganista christy turlington mit im boot und zeigt in einer 13seitigen werbebroschüre, die mir aus einer frauenzeitschrift entgegengepurzelt ist, dass trainingsklamotten richtig inszeniert auch sexy aussehen können. dabei bedient man sich des zur zeit erfolg versprechenden kleinen einmaleins der minimalistischen gestaltung (wie sie kundenmagazine à la cos und acne bereits durchexerziert haben). dazu gehört eine dezent matte optik, viel grau und viel weiß, dazu ein schuss apricot - so sieht nun also wellness à la esprit aus. und damit das faltblatt etwas authentischer und nicht zu perfekt aussieht, dürfen als gag oder auch  als visueller störfaktor auf den 13 seiten die schweißflecken nicht fehlen. 
      

Freitag, 19. Oktober 2012

genial dagegen.

video_dis_magazine (marco roso), watermark, kenzo men fw 2012/13 (video

ich gebe zu, den neuesten, ziemlich genialen kenzo-film habe ich gerade erst über business of fashion entdeckt. das team zählt das machwerk zu den top 10 der fashionfilm-saison und das ganz zu recht. stockfotografien sind das große thema des clips, diese seelenlosen über bildagenturen vertriebenen bilder mit dem darüber gelegten wasserzeichen, die nun in watermark zum leben erwachen. im setai, einem schicken wolkenkratzer-hotel an der 5th avenue, nehmen denn die männlichen models, allerschönst in kenzo verpackt, in drehsesseln platz und zeigen uns zeitung lesend und kaffeetassen jonglierend ihr schönstes zahnpastalächeln. dazu plätschert klassisches stock musik-programm, die location wechselt in eine unverfängliche naturszenerie, händeschütteln, und umarmungen in serie. fast schon meditativ dieser perfekt inszenierte blick auf die andere seite der starversessenen bildproduktion im modebusiness.      

Mittwoch, 17. Oktober 2012

"es hat mir dann doch wieder in den fingern gejuckt"









auf_los_gehts_los - jessica weiss wagt sich nach einem jahr beim deutschen interview magazine mit einem eigenen blogazine in die selbstständigkeit. journelles heißt die neue spielwiese, die sich mittels eines mixes aus affiliate, markenkooperationen und klassischer bannerwerbung selbst tragen soll. mit dieser entscheidung für ein eigenes format scheint die ex-mademoiselle nicht daneben zu liegen, im netz herrscht ob der ankündigung schon seit einigen wochen helle aufregung. eines wird dabei schnell klar: die bestens vernetzte bloggerin verfügt über das gewisse etwas und weiß nach wie vor eine breite leserInnenschaft zu mobilisieren. ich habe ihr im vorfeld per email einige kurze fragen gestellt - der rest passiert dann heute wohl auf journelles.de

du hast nach deinem weggang von lesmads neben deinem job bei interview als lajessie weiterhin gebloggt, nun gibts ein ganz neues format namens journelles: was reizt dich nach wie vor und immer wieder so sehr am bloggen?
Nach meinem Weggang von LesMads habe ich ein halbes Jahr lang kaum gebloggt, sondern lediglich ein paar instagr.am-Bilder an meinen Tumblr geschickt. Dann wurde es langsam wieder mehr, weil das Blog das einzige Medium ist, in dem man ungefärbt seine Gedanken, Inspirationen und Fundstücke sammeln kann. Da ich jahrelang exzessiv gebloggt habe, juckte es mir dann doch irgendwann wieder in den Fingern. Insbesondere das Gefühl etwas zu tun, worüber ich die alleinige Entscheidungskraft habe, um die Dinge meinen Vorstellungen entsprechend zu formen und zu kreieren, wie ich es mir vorstelle – Journelles soll mein professionelles Ventil dafür sein.
was will journelles und wer steckt noch dahinter? 
Journelles ist das Resultat meiner Überlegung, mich selbstständig zu machen - mit einer Seite, in die ich all mein Herzblut stecken kann und losgelöst bin von einem langsamen Redaktionssystem. Es steckt kein Verlag und kein Sponsor dahinter, das habe ich bewusst abgelehnt. Ich ziehe es komplett alleine auf, habe jedoch tolle Contributer gefunden, die auf Journelles in regelmäßigen Abständen mitschreiben werden.
wenn du zurückblickst: was unterscheidet die modeblogsphäre heute von der zu deinen lesmads-zeiten?
Ein Jahr zu pausieren und meinen Kopf in eine andere, durchaus printlastigere Welt zu stecken war gut und wichtig und hat mir Zeit gegeben, objektiv auf die Modebloglandschaft zu blicken. Offen gestanden sehe ich aber keinen großen Unterschied; es hat sich wenig getan. Es ist in meinen Augen noch Platz für Neues. Journelles wird aber vielmehr ein “Blogazine” sein.
was braucht ein modeblog deinem empfinden nach im jahr 2012, um noch interessant zu sein?
Grundsätzlich gelten doch immer dieselben “Regeln”: Authentizität, eine eigene Stimme, eine gute Themenmischung. Ich glaube an eigens kreierten Content und Service. Ein gewisses Maß an Professionalität ist Grundvoraussetzung, reine Outfitblogs langweilen mich schnell.

Sonntag, 14. Oktober 2012

sonntagsleseleiste.

rauchende frau, umarmt von einem stella mccartney-sommer2012-oberteil.

yasmin sewell ist, obwohl gerade einmal 36 jahre alt, ein alter hase im modebusiness: ende der 90er eröffnete die gebürtige australierin mit dem besonderen gespür für mode-newcomer mit ihren shop yasmin cho die zeitgeistige anlaufstelle für modeauskennerInnen. nun ist sewell, die von sich sagt I don't ever go to fashion parties. I think I've been to two in my entire career, als fashion consultant selbstständig. ein aktuelles portrait gibt es hier zu erlesen.

das nenne ich mal klare worte: Die ehemalige "Vogue"-Chefin Carine Roitfeld hat ein eigenes Magazin gegründet. Frisch und jung soll es sein. In Wahrheit ist es erstaunlich irrelevant. jina khayyer in der zeit über das CRfashion book von carine roitfeld.

spannend, spannend: Why Are So Many Editors Leaving Magazines for Retail Brands? fragt hayley phelan auf fashionista und lässt faran krentcil, einst web editor beim nylon magazine, die nun das gehypte beauty flash blog für clarins und den shopbop-blog betreut, zu wort kommen: The reality is that, frankly, a consumer magazine is a brand–there are ethics involved, of course, but there are also ethics involved in a regular brand…I think that as barriers come down and the industry becomes more transparent, and people really start understanding that magazines function as brands, it’s going to become more acceptable for people to get their news from brands

wenn das mal keine nachricht ist: scott schuman verkauft via net-à-porter nun auch poster seiner weiblichen street style-stars. zwei monate vor weihnachten mag das vielleicht gar keine so bescheuerte idee gewesen sein, aber das beste kommt noch: eine assistentin schumans verspricht in der kommentarleiste: (...) we are working on shots of the guys for you to be ready soon!

wer von wolfgang joops entblößten engerln und bengerln während seiner pariser präsentation noch nicht genug bekommen hat, dem sei sein neuester clou empfohlen: für die neue wiener werkstätte hat er einen paravent entworfen, bemalt mit ... nunja, lasst euch überraschen.

Montag, 8. Oktober 2012

beruhigungsmittel.

collage_aus den bildtafeln zum buch einzelgänger im himalaya, münchen 1957 (flohmarktfund) und den saugnapfschuhen von prada, fw 2012/13.

sollte ich mal wieder öfter machen: auf flohmarktgängen bildbände horten, um sie dann wieder auf dem sofa vor dem fernseher sitzend zu zerschneiden - mindestens so beruhigend wie eine woche internetpause. 

Samstag, 6. Oktober 2012

beine einwickeln, die zweite.

collage_louis vuitton, fw2012/13 im schnee.

nicht nur, dass das strumpfhosen auf den laufstegen in der regel ein tabu sind, nein, nun werden uns immer wieder hosen unter röcken vorgeführt. das rock-über-hose-modell, das charlotte roche vor etlichen jahren auf dem bildschirm leidenschaftlich vorexerzierte,  scheint sich aber noch nicht breitenwirksam durchgesetzt zu haben - und das, obwohl es das schwedische label acne bereits im juni 2011 in new york zeigte. nun fuhr marc jacobs für den herbst/winter 2012 bei louis vuitton dieses motiv abermals auf - und zwar ganz dicke. die magazine immerhin folgen diesem vorschlag brav und übernehmen rock über hose flugs in  genau dieser kombination.  knöchelwärmend ist zwar auch hier was anderes, aber das ist so tragisch nun auch wieder nicht - mode muss ja nicht immer praktisch sein.     

Mittwoch, 3. Oktober 2012

beine einwickeln.

strumpfhose von cos (bild)/ carven, pf 2012 (bild style.com)

immer wenn die designerInnen ihre herbst- und winterentwürfe präsentieren, tragen die models wollwinterliche kleidchen zu nacktem bein. keine frage, wollstrumpfhosen müssen in diesem kontext nicht unbedingt ausgeführt werden, fernab des laufstegs ist ein solcher kunstgriff aber eher realitätsfern. doch wie die beine einwickeln,  wenn man auf hässlich glänzende feinstrumpfhosen verzichten will? blickdichte (baum)wollmischung in unauffälligem schwarz oder gar in khaki brown, wie cos es gerade vorschlägt? naja, ich weiß nicht. soll zwar great for warm layering and colour blocking sein, aber irgendwie bin ich gerade ratlos. hat jemand bessere tipps auf lager?*

* (und ja, das ist durchaus eine ernst gemeinte frage)   

mit fürstenhochzeiten in einen topf geworfen.

ärgerlich finde ich die missachtung, mit der das thema mode in den medien behandelt wird. mit fürstenhochzeiten und starletklatsch in einen topf geworfen sind neckisch-läppische modeberichte oft das jammervolle schlusslicht auf lore-roman-niveau von sonst seriösen  sendungen und zeitungsseiten. sonst wohlinformierte kollegen scheuen sich nicht, ihre platten urteile zu artikulieren; wissen sie nicht, dass die bekleidungsindustrie konsumgüterproduzent nummer zwei auf dem kontinent ist, wie viele arbeitsplätze an der mode hängen, dass jede elfte mark von jedem bundesbürger für bekleidung ausgegeben wird, dass deutschland weltgrößter exporteur von bekleidung ist und dass der angezogene mensch und seine wechselnden kleidersitten soziologen, psychologen, verhaltensforscher und historiker immer wieder beschäftigen. 

es ist einfach nur hochnäsig - finde ich- und dumm, mode nur für eine laune zu halten, sie ist nämlich mehr: zeichen der zeit, mittel zur selbstdarstellung, wirtschaftsfaktor, kunstwerk, stimmungsbarometer und außerdem oft sehr vergnüglich.
obwohl mode ja ein gewaltiger wirtschaftsfaktor ist, halten viele kluge leute, vor allem in deutschland, sie für ein leichtgewicht, ja geradezu ein ekelthema.  
die modejournalistin antonia hilke in verschiedenen sendungen ihrer tv-reihe alles vom kleidermarkt, 1978 und 1988. 


Dienstag, 2. Oktober 2012

schlapphutparade à la slimane.

die modewochen ohne ihre skandälchen - das wäre wohl eine recht fade angelegenheit. diesmal sorgte nun cathy horyns nicht-einladung zu hedi slimanes bombastisch inszenierter show für getuschel, der vermeintliche grund: herr slimane ist beleidigt, er möchte als erfinder der skinny-silhouette gelten, eine rolle, die horyn 2004 in einem artikel einem gewissen raf simons zugewiesen hat (Beginning with the skinny suits that made his reputation nearly a decade ago and made a Hedi Slimane possible (...)). dieses gerangel  klingt furchtbar lächerlich und rechtfertigt erst recht keine nicht-einladung. immerhin aber hat es frau horyn beim begutachten der show vor ihrem laptop nicht die sinne vernebelt, sie watscht die kollektion nämlich recht deutlich ab - und das sicher nicht nur, weil sie nicht dabei war: Considering that Mr. Slimane was an avatar of youthful style, I expected more from this debut. I had the impression from the clothes of someone disconnected from fashion of the past several years. ich (,natürlich auch nicht vor ort,) sehe das ganz ähnlich, die schlapphutparade vermag eine kate moss zu begeistern, ich fand die chose eher ... schlapp. und ihr, wie habt ihr hedi slimanes auftritt verkraftet?

* update: auch imran amed von business of fashion wurde nicht eingeladen und hat ein hühnchen zu rupfen mit der pr von saint laurent.
  

Montag, 1. Oktober 2012

lauter verrückte engel im bikini oder: die modeberichterstattung im zdf.


karen_webb,_diesmal_für leute heute in sachen mode unterwegs (bild zdf leute heute

hallo liebe zuschauer, bonjour aus paris! karen webb, die schöne tv-moderatorin mit den gesträhnten dreiwettertaftlocken durfte heute für ein mode-spezial die zdf-zuschauerInnen in einen ganz eigenen kleinen kosmos entführen. und wie der teufel so will, frau webb kommt in paris nicht umhin festzustellen: wo man auch hinschaut, menschen, deren leidenschaft die mode ist - na sowas aber auch. zuallererst schwebt webb bei akris backstage vorbei, um mit designer albert kriemler  über die kleiderwahl von fürstin charlène zu sprechen. dann schnitt, ab in den menschentumult kurz vor der dior-show am freitagmittag. das zdf-team freut sich über skurrile kopfbedeckungen, ausgefallene sonnenbrillen und tattoos bei dior, um festzustellen: in ist, wer drin ist. immerhin ist  sich leute heute ebenso wie der seriöse modemann der faz sicher, dass raf simons dem riesenhype um ihn mehr als gerecht wird. nach  den bonbonfarben bei dior geht es dann aber schnell wieder hin zu vertrauten gesichtern. karen webb spaziert mal eben zu wolfgang joop hinüber, dort ein  exklusiver blick hinter die kulissen. konzentriert ist der meister bei der anprobe vor der show und enttäuscht auch jene zdf-leute-heute-zuschauerInnen, die bei germanys next topmodel vor der glotze hängen, nicht: come on, give us a little walk, fordert joop sein model auf, um kurz darauf noch eben mit der schönen tv-moderatorin den selbst gezeichneten print paradisum genauer zu begutachten. auf dem sehen wir - na, was wohl - affen und engelchen und lauter verrückte engel im bikini, von denen manche auch kein höschen anhaben. huch, frau webb ist die freude über den gelungenen o-ton förmlich anzusehen. und joop, der gibt sich, nachdem er zuletzt bei lanz im talk unbebrillt den verletzlichen gab, hinter seiner sonnenbrille völlig cool: ich habe noch nicht einmal angst, dass die kollektion nicht verstanden wird. die presse, vermutet er, werde sich wahrscheinlich wundern, warum er hosen unter die kleider gezogen habe - wenn er sich da mal nicht getäuscht hat. und bevor man beginnt, sich über dieser aussage den kopf zu zerbrechen, ist karen webb sowieso schon wieder weiter gezogen, dazwischen ein promi-block, stella mccartney, westwood - das finale gehört dann doch gaultier. wieder einmal hat die zdf-zuschauerInnenschaft gelernt: mode und stars, das gehört irgendwie unweigerlich zusammen. 

ein rauschen im blätterwald oder: raf und hedi - ein duell.

showstudio_panel saint laurent mit lou stoppard, camilla morton, kay montano, mimma viglezio und harriet walker heute abend, 19.30 pm BST (!) (bild showstudio)

herr kaiser applaudierte bereits am samstag in der faz in richtung raf simons und dior (Großer Glanz für Paris) und stimmt uns gleichzeitig schon einmal auf die show von hedi slimane für saint laurent heute abend ein:
(...) Und noch mehr sagen uns die Smokings – Raf, der als Herren-Designer schon in den Neunzigern die engen Hosen vorwegnahm, die Hedi bei Dior Homme seit 2000 so populär machte, spricht eben mehr durch Textilien als durch Texte. Die Damen-Smokings, die eine Erfindung von Yves Saint Laurent sind, holen den zu Unrecht vertriebenen genialen Modemacher metaphorisch zu Dior zurück, betonen also die klassische Moderne statt des schwülstigen Klimbims. Und die Smokings rufen Hedi zu: Wir sind schon da! Raf Simons ist eben nicht nur ein Mega-, sondern auch ein Meta-Designer. Mal sehen, ob Hedi Slimane diese Botschaft verstanden hat.
und ich? sitze dann heute abend wieder einmal vor dem livestream - das lasse ich mir doch nicht entgehen.

* slimane und simons, die sich einst beide genussvollst der popkultur bedienten, bieten eine  menge stoff - und die internationale modepresse freut sich diebisch: endlich mal wieder was zu schreiben! hier das rauschen im blätterwald zum (vermeintlichen) duell der beiden noch einmal in der zusammenfassung.

 

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