Donnerstag, 18. November 2010

fräulein naseweis.

gestern, in einem gut sortierten wiener zeitschriftenladen: entschuldigung, eine frage - es gibt da so ein neues deutsches frauenmagazin, das fräulein heisst. müsste heute erstmals erschienen sein - haben sie das da? der angesprochene herr nach einem blick in seine magazindatenbank: nein, schaut nicht so aus. deutsche zeitschriften, erläutert er mir dann, erschienen oft erst nach der dritten oder vierten ausgabe in österreich. der erste versuch, mir ein exemplar der neuesten berliner magazinerfindungen unter den nagel zu reissen - missglückt. dabei brenne ich doch wahrlich auf das kuschelige magazinprogramm, das da lautet: Sich Zeit nehmen für Handarbeit, liebevoll recherchierte Geschichten und verspieltes Design. klingt in sachen service-orientierung fast wie eine kleine schwester der brigitte, die nicht so uncool sein will wie die grosse. doch das alles bisher reine spekulation, ich werde -wenn mir nicht baldigst jemand das magazin rüberschickt- mich statt des neuen deutschen fräuleinwunders mit den üblichen verdächtigen herumschlagen. im zeit-magazin beispielsweise wurde diese woche frau schröder-köpf ausgiebigst befragt und gibt nebenbei ihre persönliche modische aschenputtelgeschichte anlässlich ihrer kanzlerfrauschaft zum besten. aids-gala im november 1998, schröder-köpf neben kanzlermann und prinzessin caroline als ehrengast: Ich trug so einen alten Samtrock und einen Blazer, den mir eine Schneiderin aus Hannover gemacht hatte. Prinzessin Caroline war perfekt, von Kopf bis Fuß in, sagen wir mal, Chanel oder Dior. Und ich war nicht mal richtig geschminkt, das muss man ja auch erst lernen. Ich sah schrecklich aus neben ihr. Später habe ich mich verbessert. Aber wissen Sie, ich hätte mir all die tollen Kleider gar nicht kaufen können, wir hatten einfach nicht das Geld. Mein Einkommen war weggefallen, und das meines Mannes war wegen seiner Vergangenheit auch finanziell begrenzt. Außerdem hatte ich keine Grundgarderobe für solche Anlässe. Ich kam blank in das neue Leben. Mein Mann sagte immer, als Aschenputtel. so viel märchenhaftigkeit kann eigentlich nur noch vom fräulein getoppt werden. da heisst es schliesslich: Wir wollen das Rad nicht neu erfinden, aber immer ein bisschen emotionaler und authentischer sein als Andere. Und wir wollen uns trauen, Gefühle zu zeigen: Trauer, Freude, Melancholie, Romantik, Liebe. und ich, ganz fräulein naseweis, würde gern wissen: was sagen nun die, die ihre nase schon hinein gesteckt haben? 
 

9 Kommentare:

katja hat gesagt…

mir fällt so spontan niemand ein dessen modischer werdegang mich weniger interessiert als der von doris schröder-köpf. wer ist denn auf die idee gekommen?
das fräulein hab ich zwar schon hier liegen, aber bislang nur durchgeblättert. da muss ich sagen macht es auf mich einen guten eindruck. also optisch und von der zusammenstellung der themen.
aber wirklich ärgerlich, dass das noch nicht in österreich erscheint.

felice hat gesagt…

ich würde die zeitschrift auch wahnsinnig gerne mal zumindest durchblättnern und sitze auch hier in wien... wo hast du denn nachgefragt? ich vermute mal, dass du bei thalia auf der mariahilfer ev. noch glück haben könntest. wäre cool, wenn du hier posten kannst, ob du die zeitschrift gefunden hast.

Mia hat gesagt…

ich habe dem verlag geschrieben, ob es das fräulein auch in österreich geben wird
leider keine antwort von ihnen bekommen...

Sarah hat gesagt…

Der große Bruder, das Intersection Mag, sagt: “Wenn man Fräulein absolut nicht am Kiosk bekommt,dann kann man es gegen Ende nächster Woche auch auf Amazon kaufen”. Vielleicht hilft euch das ja weiter :)

Julia hat gesagt…

Hier eine erste Rezension: http://www.zeit.de/gesellschaft/2010-11/magazin-fraeulein

Ich habe das Magazin auch hier liegen und werde mich am Wochenende dazu äußern. Auf den ersten Einblick: nett.

blica hat gesagt…

@katja, glücklicherweise ging es im interview ansonsten weniger um mode, ich habe mich hier auf diese passage beschränkt.
@felice, war bei morawa mit der eindeutig besten zeitschriftenauswahl...
@mia, ich auch schon, auf facebook haben eh einige leute eben diese frage gestellt, geantwortet wurde leider nicht
@sarah, danke für den hinweis!
@julia, ich bin gespannt!

Svenja hat gesagt…

ich bin am donnerstag nach feierabend direkt zun nächsen zeitschriftenladen geflitzt und habe mir das fräulein gekauft.
beim durchblättern war mein eindruck positiv. nach genauerer betrachtung war ich ziemlich enttäuscht.
ich finde: fräulein ist für luxusorientierte, semiintellektuelle hipster und ich bin da lieber mainstream und lese weiter die brigitte und nehme artikel über wechseljahre oder ähnliches in kauf. außerdem: das "schnittmuster" ist ein witz, nähunerfahrene können damit garantiert nichts anfangen!
gut gefallen haben mir hingegen die illustrationen.

Karen hat gesagt…

Ich habe mir am vergangenen Wochenende auch das Fräulein zu Gemüte geführt und bin eigentlich mit Svenja so ziemlich einer Meinung: Das Layout gefällt mir richtig gut, aber der Inhalt ... massenhaft Konsumempfehlungen für hochpreisige Luxusartikel neben einem Rezept für Omas Apfelkuchen? Wirkt irgendwie noch sehr zerschossen und auch sehr kurzatmig. Mehr textliche Auseinandersetzung wäre schön.
UND: Das Schnittmuster ist wirklich ein Witz! Das fand ich echt schade.

Die FAZ hat auch schon etwas dazu zu sagen:
http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~EE6F51F46C77F476D98BFFB848570AC77~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Anonym hat gesagt…

Fräulein bringts nicht. Ich hatte lange nicht mehr ein Heft in der Hand, das mich so restlos gelangweilt hat. Austauschbare Modestrecken mit den immer gleichen Mädchen, die aussehen wie vierzehnjährige Jungs (wie lange noch?) und ziemlich zweifelhafte Artikel, die rüberkommen, als hätte irgendjemand, der in Berlin Mitte was mit Medien macht, ein bißchen Text passend zu seinem Retro-Layout gebraucht. Ganz schlecht.
Grüße aus Berlin
Katinka

Blog-Archiv

UA-36378747-1