Samstag, 18. Juli 2009
einkaufsparadies.
roger duvivier, au bonheur des dames, 1930. (nach emile zola, au bonheur des dames, 1883)
ich war ja schon immer eine kaufhausliebhaberin. das heisst jetzt nicht, dass ich ausschliesslich in kaufhäusern einkaufe, nein sicher nicht. denn da gab und gibt es einfach zu viele dinge, die mich ganz sicher nicht hinterm ofen hervorlocken: diese ewiggleichen esprit- und street-one-einkaufsinseln, viel zu grosse frotteehandtuchabteilungen und unsäglich hässliche dekorations-accessoires lassen den einkauf nur bedingt zum immer wieder heraufbeschworenen shopping-erlebnis werden. doch für notfälle war und ist das kaufhaus einfach allerbestens geeignet: naht gerissen- nähnadelset gekauft, von akuter stricklust überfallen- wollknäule im grosspack besorgt, auf den letzten drücker noch kein geburtstagsgeschenk in reichweite- spiegelbestseller erstanden. das geschäft für alle lebenslagen sozusagen. da aber solche käuferInnen wie meine wenigkeit karstadt und hertie und kaufhof nicht unbedingt die grossen umsätze bescheren, schreit es in der deutschen presselandschaft innerhalb der letzten monate nach hilfe: vom grossen kaufhaussterben ist hier und dort und immer wieder die rede. dass das alles mal genau andersrum lief, ist fast nicht mehr vorstellbar: in emile zolas 1883 veröffentlichten roman das paradies der damen treibt das neuartige kaufhauskonzept die kleinen einzel- und spezialgeschäfte in den ruin und stellt hinsichtlich seines schillernden warenangebots das zukünftige konsumkonzept schlechthin dar. die figur des kaufhausdirektors ist, was sein warenangebot angeht, von zola als eine durchaus selbstbewusste angelegt: ich will, dass das paris-paradies binnen acht tagen den ganzen markt in aufregung versetzt. es ist das grosse los für uns, es wird uns herausreissen und uns in schwung bringen. man wird von nichts anderem mehr reden, die kante in blau und silber wird von einem ende frankreichs bis zum anderen bekannt sein... und sie werden das wütende klagegeschrei unserer konkurrenten hören. die kleinen geschäfte werden dabei mal wieder haare lassen müssen. begrabene sind sie, all diese trödler, die in ihren kellerlöchern an rheumatismus krepieren! tja, und heute? heute scheinen ausschliesslich ketten wie zara und h&m zu expandieren. und: der verkauf scheint sich mittlerweile zunehmend online abzuspielen.
emile zola, au bonheur des dames/ das paradies der damen, 1883.
roger duvievier, au bonheur des dames, stummfilmverfilmung von 1930, jetzt auch auf dvd.
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4 Kommentare:
was ich ja auch interessant finde - das grand magasin hat sich ja in paris aus der passagen-kultur weiterentwickelt
und das macht ja wieder an die flâneries von baudelaire denken
und die haben ja wieder - wie auch die passagen per se - benjamin zum passagenwerk inspiriert
und daraus ergibt sich dieser konnex intérieur - interiorisierung - verschwinden von öffentlichkeit
und das ist ja in krisenzeiten wie den unseren, wo man gleich nur mehr online shoppt, wieder topaktuell
aber das ist jetzt alles viel zu lang geworden
nee, zu lang gibts nicht!danke!
oh, das wurde auch verfilmt? danke für den hinweis, ich habe das buch dieses jahr gelesen und ich liebe es! besser gesagt, ich liebe es, mir beim einkaufen dabei zuzuschauen, wie ich auf die tricks des 19. jahrhunderts hereinfalle.
..."au bonheur des dames" wurde sogar zweimal verfilmt: 1930 und 1943...
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