steven tai, frisch gebackener gewinner des mit 15.000 euro dotierten chloé-awards von hyères, traut sich was: der kanadische abgänger des londoner saint martins college steckt bebrillte models mit zahnspangen in seine entwürfe, die er ende mai 2011 bereits in london über den laufsteg schickte. die brillen allerdings nicht in der uns allen bereits überdrüssig werdenden hornbrillen-variante, sondern in form von metallgestellen mit den schon fast in vergessenheit geratenen wackeligen nasenflügeln. ohne zweifel hinsichtlich des stylings ein geschickter schachzug, ist die pastellige sommerkollektion des steven tai trotz filigraner stoffstapelware doch sehr dezent ausgefallen. solch kleine, elegant positionierte widerhaken funktionieren in lookbooks sicherlich perfekt, aber ansonsten: ist die hipsterin bereits bereit für solche brillengestelle? ich meine: spricht doch eigentlich nichts dagegen, oder?
Montag, 30. April 2012
Sonntag, 29. April 2012
weite hosen für die schwedischen kuscheljungs.
damir_doma, fw 2012 (bild via)/ magazin der schöne mann, cover, bremen 2012 (bild)
endlich habe ich mir das magazin-experiment der hochschule für künste bremen, der schöne mann, zugelegt. noch habe ich mich nicht durchgearbeitet durch die knapp 300 seiten starke publikation, ein beitrag zum modischen konsumverhalten schwedischer männer hat mich dann aber doch aufhorchen lassen. lena meltzer, männermodedesignerin bei fifth avenue shoe repair, sagt dort im interview:
Sie (anm: die männer) kaufen gerne das Schlichte, suchen darin aber nach Originalität. Herausstechen will niemand, man möchte sich harmonisch einfügen. Interessant scheinen mir derzeit die Designer, die es wagen, die schmale Silhouette wieder aufzulösen. Kris van Assche, Damir Doma, Christophe Lemaire oder Matthew Ames arbeiten z.B. mit minimalistischen, großzügigen Silhouetten. Vielleicht kündigt sich mit dieser Form aus den internationalen Trends auch für die schwedische Mode ein Wechsel an, der hier gesellschaftlich bereits vollzogen ist.
so weit - so gut. dann setzt meltzer aber noch eins drauf. sie setzt die zunehmend legeren silhouetten in der männermode in bezug zum (fortschrittlichen) schwedischen männerbild:
Schwedische Männer dürfen sich eine gewisse Weichheit erlauben, die als attraktiv gilt. Hier gilt es als "männlich", wenn man sich sozial engagiert und auch tatsächlich die Hälfte der Kinderbetreuung übernimmt. (...) Dieses positive Verantwortungsbewusstsein passt gut zur neuen Echtheit der unprätentiösen Silhouette von Ames, Lemaire und Assche.
das klingt beim ersten lesen irgendwie, naja, zumindest nachvollziehbar: die kuschelweichen männer schlüpfen nun also lieber in bequeme silhouetten statt die beinchen in die viel zu engen skinnies zu quetschen - die stören ja nur beim sandburgenbauen auf dem kinderspielplatz. beim zweiten überfliegen: moment mal! was meint frau meltzer da bloß mit "neue echtheit"? was macht die weiten hosen und fließenden silhouetten denn nun zu echteren looks als die schmal geschnittenen hedi slimane-jahrgänge? ich gebe zu: ich bin verwirrt, vermute aber mal, gemäß dem motto "allem anfang wohnt ein zauber inne", dass das vermeintlich neue eben gerne positiv besetzt wird - und die völlig begeisterte männermodedesignerin zu solch markigen sprüchen hingerissen hat. oder wie bewertet ihr diese interpretation schwedischer männermode?
* aus: der schöne mann – das magazin, schwedische männer sind anders, interview von josepha brun, catharina dwenger, bianca holtschke und verena kempaß mit der designerin lena meltzer, s. 233.
Freitag, 27. April 2012
sneakerprinzessin.
being_a_princess ain't all it's cracked up to be, foto kacper kasprzyk, aus: i-d, the royalty issue, sommer 2012.
in farbe ist die sneakerprinzessin natürlich viel, viel schöner, zumal die nylonsöckchen als das ideale pendant zu den turnschuhen daherkommen. hat cos immer wieder in den lookbooks eingesetzt, sah im selbstversuch aber leider eher zum vergessen aus.
Dienstag, 24. April 2012
leseleiste.
die outfits der deutschen sportlerInnen für olympia 2012 sind wieder einmal ... zauberhaft: herr bogner hat ganze arbeit geleistet, nachzulesen hier.
die stella mccartney-olympiakollektion für das britische athletenteam, produziert von adidas, macht hingegen negativschlagzeilen: die kleidungsstücke wurden in indonesischen sweatshops gefertigt.
eine modisch erfreulichere nachricht: opening ceremony eröffnet kurz vor eröffnung der olympischen spiele einen temporären pop up-store in der londoner king street, der dann einige häuser weiter in eine ständige niederlassung umgewandelt werden wird.
die modepilotinnen melden: wolfgang joop präsentiert wahrscheinlich in potsdam doch wieder eine wunderkind-kollektion, nämlich für den winter 2012/13.
zerrissene jeans und farbbekleckste shorts, wer sowas nicht selbst herstellen möchte, kann dafür auch eine ganze stange geld hinlegen. wer das nicht so ganz glauben mag, klicke hier.
Montag, 23. April 2012
augenweide.
DIPTYCH,_kollektion golden brown (bilder michael strasser, landschaften benjamin tomasi)
dass ich das inspirations-blabla zu modekollektionen häufig als redundant empfinde, habe ich schon oft genug verlautbart. umso mehr freue ich mich, dass ali zedtwitz und valerie lange vom in wien gegründeten label DIPTYCH keine großen worte um ihre arbeit machen: wir möchten unsere kollektion am liebsten gar nicht beschreiben, sagen sie. viel schöner finden wir es, wenn jeder seine persönliche geschichte darin finden kann und die unterschiedlichsten interpretationen entstehen. dass sie ihre zweite kollektion nach dem lied golden brown von den stranglers benannt haben, verraten sie dann aber doch. und ich erfahre: die beiden sammeln ständig stoffe und materialien. speziell bei dieser kollektion haben wir tief in unseren fundus gegriffen. der recyclinggedanke, also das neuentdecken und verwenden von bestehenden materialien, gehört zu unserer arbeitsweise. die applikationen sind dekoratives und absurdes element von "golden brown". sie sind wie eine fremde zeichensprache, die man niemals völlig entschlüsseln kann. ich meine allerdings so viel sagen zu können: diese kollektion ist inklusive der zitronig gelben, von ali und valerie bearbeiteten superga sneaker eine echte augenweide.
deshalb: unbedingte empfehlung, zwischen donnerstag und sonntag im pop up store am getreidemarkt vorbeizuschauen. da wird es dann, so die designerinnen, eine auswahl der aktuellen kollektion in den unterschiedlichen farben, materialien und grössen, die dazugehörigen ohrringe, zusätzlich einige unisex teile (t-shirts und pullis) und ihr drehkleid geben.
DIPTYCH pop up store
donnerstag, 26.04. bis sonntag, 29.04./12-20 uhr/ getreidemarkt 11/ 1060 wien
Sonntag, 22. April 2012
sonntags an der tanke.
prada,_ss2012-kampagne, ausgeführt von steven meisel (video)
das prada-sommerfilmchen an der retro-tanke hat business of fashion soeben zum video der saison auserkoren: die models natasha poly, guinevere van seenus, elise crombez, ymre stiekema, katryn kruger und meghan collison stöckeln in feinem prada-plissee und perfektem make-up elegant durchs bild, die accessoires werden in großaufnahme in szene gesetzt, business of fashion kommentiert: The slow-motion shots are merchandising dream that beautifully show off the details of Mrs. Prada’s collection. ein elegantes pendant zu den plumpen verkaufskanälen dieser welt - oder wie seht ihr das?
Samstag, 21. April 2012
feiern mit p&c.
Peek_&_Cloppenburg, Friends for Fashion, Art meets Colour, Auch richtig feiern ist eine Kunst. Die Akademie-Studenten beherrschen sie so gut wie den Umgang mit Farben (von links nach rechts: elias stangl, johanna messner, emilia bruck, martin schwarzinger)
die textilkette peek & cloppenburg hat schon seit einiger zeit die echten menschen für sich entdeckt - allerdings nicht irgendwelche, einfach so von der straße weggecastet - sondern welche mit attraktiv klingendem beruflichem background: den anfang machten die krimiautorInnen, es folgten hundeschlittenfahrer, seglerInnen und aktuell nun also studentInnen der akademie der bildenden künste wien. dieses im deutschsprachigen raum prominent vom hamburger frauenmagazin brigitte promotete prinzip scheint momentan dem zeitgeist zu entsprechen. leute wie du und ich, so der tenor der kampagnen und editorials, sind eben auch schön - man muss eben nur genau hinsehen und uns dann ins rechte licht rücken. oder anders: nach fotoshop sind wir ja eh alle gleich. denn retuschierungen, das setze ich voraus, werden fairerweise sowohl bei professionellen models als auch den sogenannten real people ähnlich lustvoll eingesetzt. das aber soll jetzt mal gar nichts zur sache tun. was mir an der kampagne vielmehr auffällt: eigentlich, ja eigentlich ist es nämlich völlig wurscht, wer da die chinohosen und partykleidchen an hat. ob kunststudentInnen oder seglerInnen, die fototapete im hintergrund (die natürlich keine ist, im aktuellen fall reiste man nach miami) mag eine andere sein, aber ob da ein elias stangl seinen lockenkopf in die kamera hält oder ganz wer anders: die peek & cloppenburg-kampagnen sehen so glattgebügelt wie austauschbar aus. zwar bepinselten die studentInnen während des shootings in miami hübsche tafeln mit zahlen, bei denen es sich, so die presse, um die geographischen Koordinaten der
Stadt Bologna – die aufgrund der gleichnamigen Prozesse zur
europäischen Vereinheitlichung der Bildungswege jedem Studierenden ein
Begriff sind, handelt. in die kampagne haben es die dann aber wohl nicht geschafft. und so sehen passantInnen im vorbeigehen an den plakaten einfach hübsche junge menschen im gepflegten p&c-style, die zu allem überfluss auch noch in biederen cocktailkleidern posieren. bildunterschrift: Auch richtig feiern ist eine Kunst. Die Akademie-Studenten beherrschen sie so gut wie den Umgang mit Farben. um es kurz zu machen: die sinnhaftigkeit dieser kampagne erschließt sich mir überhaupt nicht - und ich lasse mich in diesem fall ungerne eines besseren belehren.
Freitag, 20. April 2012
cindys doktor- und andere spiele.
cindy_sherman, Untitled (Doctor and Nurse), 1980/2000 in: That`s me - That`s not me. Frühe Werke 1975-1977 in der sammlung verbund, wien.
auf dem linken bild sehen wir cindy sherman ... und auch auf dem rechten bild sehen wir cindy sherman: einmal als selbstbewusster arzt im weißen kittel, das andere mal als - die schwarzwaldklinik der 80er lässt grüßen, merkte die kunstvermittlerin treffend an - die ihn anhimmelnde krankenschwester mit gestreiftem schürzchen und am hinterkopf angesteckter haube. cindy sherman, lernen wir in dieser kleinen, aber feinen präsentation ihres frühwerks, hat bereits während ihres studiums in buffalo mit maskierungen gespielt - nicht nur vor der fotolinse, sondern auch im super8-format : in doll clothes beispielsweise wird die junge studentin sherman zur anziehpuppe. nicht zuletzt aufgrund dieser (mir bisher unbekannten) filmarbeiten sei eine entdeckungstour durch die ausstellung in der vertikalen galerie der sammlung verbund also ausdrücklich empfohlen.
* die ausstellung That`s me - That`s not me. Frühe Werke 1975-1977 wurde verlängert bis zum 1. juni 2012, führungen durch die sammlung verbund, immer mittwochs und freitags, anmeldung hier.
balenciaga ist schuld.
balenciaga_prefall 2012/13 (video steven meisel)
wahrscheinlich ist an meiner aktuellen violett-farbspinnerei das haus balenciaga schuld. die haben sich für den herbst, wie im video von steven meisel wunderbar erkennbar, der unmöglichsten farbkombinationen angenommen, die selbst an der modisch in der regel unantastbaren charlotte gainsbourg gut aussehen. allerdings: die dosierung sollte stimmen - schlichtheit ist ansonsten nämlich eher meine devise.
Donnerstag, 19. April 2012
bekenntnisse einer manipulierbaren konsumentin.
im april 2010, das kann ich anhand meines blogs glücklicherweise rekonstruieren, hatte ich genug von der farbe beige: damals postete garance doré bis zum umfallen beige trenchcoats, woraufhin ich, wie ich es damals nannte, einen regelrechten farbüberdruss erlitt. vom beige habe ich mich mittlerweile erholt, vielleicht sogar angefreundet. nun mache ich dafür auf andere weise diesen saisonalen farbquatsch mit: ich besitze mittlerweile zwei orangefarbene oberteile und einen rucksack in der selben farbe (den trage ich trotz aufkeimenden überdrusses noch immer), einen flaschengrünen schlauchrock, obwohl der die hüften wunderbar unvorteilhaft breit macht und seit heute (ich weiss nicht, was mich da geritten hat) einen violetten (besser klänge: purpurfarbenen) faltenrock. rein verstandesgemäß kann ich mir diese farbkäufe nicht erklären, aber wahrscheinlich zähle ich ganz einfach zur spezie der im handumdrehen manipulierbaren konsumentin - keine besonders erbauliche erkenntnis, muss ich zugeben.
Mittwoch, 18. April 2012
hello, this is bill cunninham, on the street in new york.
bill_cunningham für new york times, on the street, hier details in sachen männermode (screenshots)
bill cunningham ist eine seltene spezie in der welt der mode. nicht nur, dass er sich mit mitte 80 noch für die new york times aufs fahrrad schwingt und manhattan abradelt, um seine modischen dokumentationen abzuliefern - dieser mann hat sich seine begeisterungsfähigkeit bewahrt. ob der samstägliche blumeneinkauf des durchschnitts-newyorkers oder aber die exzentrischen selbstinszenierungen junger fashionistas, cunningham scheint auch nach jahrzehnten hinter seiner kamera die nase noch immer nicht voll zu haben von den menschen und ihren modemarotten. ganz im gegenteil! da ist jemand, der noch immer ganz genau hinschaut - und das, wie es scheint, niemals denunzierend. völlig uneitel weiss der fotograf sehr genau um die feinen unterschiede und handelt dennoch immer getreu dem motto: vor meiner linse sind alle menschen gleich. das ist, so ehrlich müssen wir sein, ein seltener wesenszug - vor allem im business der streetfashionfotografie. wo nämlich scott schuman oder garance doré ihre portraitierten zu ikonen individuellen stils machen, knipst cunningham schnappschussartig seine umgebung ab, um die schönheit auch im seriellen zu finden. da werden dann plötzlich im frühlingswind flatternde schals an frauenhälsen zum modischen begrüßungskommitee der schönsten jahreszeit. der gute bill hat nämlich völlig recht: das bemerkenswerte liegt eben oft im scheinbar nebensächlichen.
Dienstag, 17. April 2012
zum aufspitzen.
kitten_heels, modell julie von acne (bild acne/ bilder via la garconne)
wenn es um die erzeugnisse des schwedischen labels acne geht, schaltet bei hippen menschen der verstand aus: die pistol boots, die wahrscheinlich beliebtesten schuhmodelle des hauses, werden angebetet, bespart und natürlich auch gekauft. nun führt acne aber auch, um seinem ruf des modischen trendbarometers gerecht zu werden, schuhe ohne klotziges plateau oder gar keilabsatz. modell julie zum beispiel wartet stattdessen mit klitzekleinen kitten heels und einer laaaanggezogenen spitze auf - die die lässige fashionista allerbestens zur selbstverteidigung einsetzen kann. die frage, die sich mir nun stellt: schon wieder bereit für das kittige spitzencomeback? oder doch lieber auf plateaus unterwegs?
Montag, 16. April 2012
kommt ein schößchen geflogen.
strassenumfrage des new york magazine: was ist eigentlich ein peplum? (screenshots)
ist das nicht super? eine reporterin des new york magazine und ihre zwei begleiterinnen werfen sich in drei schößchenkleidern und -oberteilen ins lokale straßengetümmel und eruieren, ob die zeit reif ist für das eigentlich völlig überflüssige stück stoff, das da aus der taille herauswächst und zum trendthema des frühjahrs auserkoren wurde. erste frage also: do you know what a peplum is? die straßenbefragung in new york führt schnell zutage: die befragten haben keine ahnung. zweite frage: sieht das gut aus? nun, da will sich auch niemand so wirklich festlegen. dabei sagen doch die designer und die magazine, dass wir das jetzt alle tragen sollen. umspielt, wie eine new yorker passantin clevererweise feststellt, die sogenannten problemzonen der frau und - ach was, ich lasse das jetzt einfach. ich übergebe an eine andere frau vom fach: jess cartner-morley vom guardian erklärt hier nämlich alles noch einmal von p bis m. nämlich was ein peplum ist, wie frau es trägt und natürlich, wo es die dinger zu kaufen gibt. mir bleibt da eigentlich nur noch die frage: überzeugt vom schößchen?
Sonntag, 15. April 2012
die fantastische hemdensammlung des herrn blanks.
fantastic_man,_15. ausgabe, ss2012, tim blanks, fotografiert von roger deckker/ the tank, fotografiert von karim sadli.
tim blanks öffnet für fantastic man seinen kleiderschrank und präsentiert eine kleine auswahl seiner 80 hemden. darunter das aktuelle surferjungs- und comicpalmen-print von prada oder eben das legendäre äffchenhemd da oben, das eigens für ihn aus der damenkollektionsfarbversion hergestellt wurde - auch eine art von luxus.
Samstag, 14. April 2012
vom colorado river in die fußgängerzone.
und wer ist nun schuld am erfolg der trekkingsandale in den letzten jahrzehnten? der us-amerikaner mark thatcher hat sich zumindest die hübschesten legenden um seine 1982 entwickelte sandale für den raftingsport erdacht. mit den "afrika-inspirierten" phantasien aus dem hause louis vuitton haben diese in erster linie praktischen vorgängermodelle natürlich rein gar nichts zu tun, vielmehr führen jene den ursprungsgedanken einer im wasser beständigen funktionssandale ad absurdum: ein tauchgang im colorado river und es wäre vorbei mit dem vuittonschen velours-kalbsleder - das wäre doch zu schade, oder?
Freitag, 13. April 2012
fußgängerzonensafari.
trekkingsandale mit goldiger schnalle von louis vuitton, ss2012 (screenshot, website)
ich sträube mich ja ganz gerne gegen fashionable einkaufstipps auf diesem blog - das können andere ganz sicher viel, viel besser. da widme ich mich doch lieber mit inbrunst gewissen details, die wohl nicht nur mir kalte schauer den rücken runterjagen. mein momentanes fetisch-objekt: die trekkingsandale - ja, die für die herren. in florenz bereits an starren männlichen schaufensterpuppenfüßen bewundert, nun also auch auf der louis vuitton-website entdeckt. dort wird das ding als Safari Sandale aus Velours-Kalbsleder beschrieben und soll, so die produktbeschreibung, zu - ich scheine es geahnt zu haben - den Glanzstücken der Louis Vuitton Men Frühjahr/ Sommer 2012 Fashion Show zählen und die afrikanische Inspiration der Kollektion wiederspiegeln. das habe ich bisher doch glatt übersehen - wer allerdings wissen will, was man im hause louis vuitton unter afrikanischer inspiration versteht, kann hier die neokoloniale safaritour mitmachen. da ist dann alles mit dabei: vom eleganten tiger, der im zeltambiente über den perserteppich schleicht bis zur, nunja, trekkingsandale eben.
kostümmarathon die zweite.
wo in der musealen gucci-zentrale geklotzt werden kann, sieht sich die kostümgalerie im palazzo pitti wohl eher zur kleckerigen sparpräsentation der hauseigenen kostümsammlung gezwungen: zwar schieben sich hier unmengen an touristen an den altmodisch und behäbig präsentierten roben und kostümen vorbei (was sicher weniger mit einem gesteigerten interesse an der mode als mit dem kauf des tickets, das neben den boboli-gärten eben auch die seit 1983 bestehende kostümsammlung betrifft, zu tun hat), aber für die mode begeistern wird sich nach sichten einer solch lieblose inszenierung wahrscheinlich niemand. die puppen mal mit kopf, mal ohne, mal mit armen, mal ohne - ein mangelndes budget mag das fehlende visuelle wie inhaltliche konzept dieser präsentation nicht entschuldigen. da schlendere selbst ich an den plissees der fortuny-roben, den historischen gewändern von cosimo de’ medici und ehefrau eleonora di toledo schwungvoll vorbei und bin draußen, auf einer der terrassen des boboli-gartens, mit den gedanken glücklicherweise schnell woanders.
gucci lässt die puppen tanzen.
gucci_museum in florenz, making of (filmstills)
in florenz, wo kulturbeflissene touristen an der piazza della signoria vor der nackten david-kopie des michelangelo andachtsvoll den kopf in den nacken legen, ist nun in direkter nachbarschaft zum palazzo vecchio und den uffizien vor einigen monaten das museo gucci in den palazzo della mercanzia eingezogen - ein repräsentativer ausstellungsort mitten in des touristen liebsten areal. dort am osterwochenende großer trubel, die cafés am platze brechend voll. bei gucci hingegen: gepflegte ruhe - immerhin die beste voraussetzung, um sich mit der selbstinszenierung des unternehmens auseinanderzusetzen. schnell wird klar: das florentiner lederwarenunternehmen bespielt die ausstellungsräume ähnlich elegant und professionell wie die verkaufsräume eines seiner luxusstores: hinter glas liegen historische wie aktuelle köfferchen und handtaschen, armreifen mit tigerköpfen, sind seidige blumencarées aufgespannt und glitzernde red carpet-roben von léa seydoux oder salma hayek auf dezenten puppen drapiert. die 90jährige geschichte des hauses wird beispielsweise anhand des in den 1960er jahren designten blumenmotivs flora illustriert, als appetitliches sahnehäubchen dazwischengeschaltet: ein quasi zeitgenössischer andachtsraum, den francesca amfitheatrof mit drei arbeiten des britischen künstlers paul fryer (zum großteil aus der sammlung pinault) bestückt hat. ähnlich der inszenierung der exklusiven roben weiblicher schauspielstars mittels lichtspots im dunklen raum wird hier kunst gleich einem exklusiven schmuckstück präsentiert. ob fryer sich seine christusskulptur auf dem elektrostuhl wohl in einem solchen kontext vorgestellt hat?
Montag, 9. April 2012
schöne ostern, die zweite.
louis_vuitton-schaufenster in florenz, april 2012
die nachricht des tages, raf simons nun also für dior - und ich knipse die sommerliche herrentrekkingsandaleninterpretation des hauses louis vuitton im schaufenster am piazza degli strozzi in florenz. das nennt man wohl osterwochenendthemenloch: zurück in wien geht es dann zum beispiel um das an der piazza signoria prominent platzierte gucci-museum - das schaue ich mir morgen nämlich genauer an.
Sonntag, 8. April 2012
schöne ostern!
dolce_&_gabanna, schaufensterdekoration anläßlich der sommerkollektion 2012, genua im april 2012
dank der gemüsigen schaufenstergestaltung der dolce & gabanna-dependance in genua und des diesmal blumig befüllten zeit-magazins (das es in italien glücklicherweise an fast jedem kiosk gibt) bin nun auch ich in frühlingsstimmung versetzt und wünsche aus dem wolkenverhangenen süden ein schönes osterwochenende!
Dienstag, 3. April 2012
fräulein vikas gespür für den richtigen dreh.
eben erst portraitierte die britische vogue in ihrer aprilausgabe the russian fash-pack, bestehend aus elena perminova, ulyana sergeenko, miroslava duma und nicht zuletzt vika gazinskaya. denn eines können die damen, die während der modewoche in paris zusammen im ritz absteigen und untereinander klamotten tauschen, perfekt: sich selbst in szene setzen. meine bekanntermaßen persönliche favoritin unter den reichen russinnen: vika gazinskaya. aktuell führte die in paris ihre eigene sommerkollektion spazieren und kombinierte wild mit nike-kappe und - das verzeihe ich ihr jetzt einfach mal - led zeppelin-shirt. das alles ist meiner ansicht nach immer wieder einen blick und klick wert und ja, die endlosweithose in grau, die ist natürlich auch nicht zu verachten - die würde ich doch glatt genauso tragen.
Montag, 2. April 2012
In unserem dorf gab es nichts außer einem plattenladen.
In unserem Dorf gab es nichts außer einem Plattenladen. Ich spürte damals bereits, dass ich nicht denselben Weg einschlagen werde, den alle anderen gehen. Aber ich wusste nicht, in welche Richtung dieser führen würde. Ich wusste nicht einmal, dass man Mode studieren kann. Oder Kunst. Ich hatte wirklich keine Ahnung. Alles, was ich kannte, war dieser Plattenladen - und das war mein Anschluß an Kreativität. Musik, Cover, Fotos, all das. Und dieser Plattenladen organisierte Fahrten zu Konzerten. Als ich 15 war, erlaubten mir meine Eltern endlich, mitzufahren. Die ganzen Kids aus den Dörfern wurden in Busse verfrachtet und zu Konzerten geschickt. Damals war New Wave groß, Anne Clark und solche Sachen.
raf simons bekenntnisse zur popkultur kennt man bereits, im aktuellen deutschen interview magazine spricht er nun mit mike d von den beastie boys über seine musikalische sozialisation. letzterer stellt im gespräch fest: Am Ende des 20. Jahrhunderts ging der Blick nur nach vorne. Aber in den vergangenen Jahren hat sich der Blick immer mehr nach hinten gerichtet: Heute ist alles Retromania, romantisch bedeutet jetzt die Vergangenheit zu recyceln, die Vergangenheit zu recyceln, die Vergangenheit zu recyceln... der verklärte blick des raf simons auf seine all time favourites kraftwerk und new order und der ständige verweis auf seine jugendliche affinität zur musik zeigen aber schön auf, dass er es mit seiner absage an die rückwärtsgewandtheit zumindest hinsichtlich seiner eigene popkulturellen orientierung nicht so furchtbar ernst meinen kann: Die meisten Menschen halten es ja für romantisch, über die Vergangenheit nachzudenken. Ich kann nichts dergleichen daran finden. dafür wiederholt er die stories aus seiner teenagerzeit in belgien aber mit erstaunlichem nachdruck.
raf simons 2011 im zeit-magazin über berlin und ...kraftwerk.
auch raf simons festival the avant/garde diaries kam nicht ohne new order und joy division aus.Sonntag, 1. April 2012
assoziationsketten.
louis_vuitton betttruhe mit damier canvas, 1891, les arts décoratifs (bild © jean tholance schenkung von gaston-louis vuitton, 1989)/ filmstill wes anderson, moonrise kingdom (bild)
für details solcher art habe ich eine besondere schwäche: géraldine dormoy von der französischen wochenzeitung l`express hat beim sichten des trailers von wes andersons neuem streifen moonrise kingdom, der demnächst die 65. filmfestspiele in cannes eröffnen wird, einige modische entdeckungen gemacht. die story, die sich wes anderson und roman coppola erdacht haben, versetzt in den sommer 1965 in ein pfadfinderlager in new england. die zeltunterkunft inklusive feldbett erinnere doch sehr an louis vuittons historische liege aus den 1890ern, die aktuell in der pariser ausstellung louis vuitton marc jacobs zu sehen ist, so géraldine dormoy auf ihrem blog café mode. gar nicht so schlecht, diese assoziationskette, die sich locker und unverbindlich weiterspinnen lässt: von wes anderson über roman coppola zu dessen schwester sofia, die bekanntermaßen bereits einige louis vuitton-kooperationen eingegangen ist. die dinge hängen nämlich manchmal doch enger zusammen als man denkt.
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