Dienstag, 19. April 2011

die spex im neuen gewand.

wenn es um mode geht, lohnt es sich, manchmal nicht zur vogue zu greifen, sondern vielleicht lieber mal zur spex. da gibt es dann schön unaufgeregtes zu entdecken. und außerdem tolle lange modeinterviews, die gerne von jan kedves geführt werden. grund genug, ihn mal zu den modeseiten der spex zu befragen - und das in einer fürs onlineformat ungehörigen länge.
ihr räumt der mode in der spex ziemlich viel raum ein - nicht nur visuell im rahmen einer modestrecke, sondern gerne in verbindung mit langen interviews. welchen stellenwert hat mode für dich (innerhalb des heftes)?
 Mode gehört seit jeher zur Popkultur, schließlich geht fast jeder neue Musikstil einher mit einer bestimmten Art sich zu kleiden. Deswegen ist Mode in einem Heft wie Spex, das zwar traditionell aus der Musik kommt, aber sich nicht nur auf sie beschränken will, natürlich ein sehr wichtiger Bestandteil. Zwar finden – wie uns hin und wieder Leserbriefe sagen – nach wie vor einzelne Spex-Leser die Modeseiten überflüssig, vermutlich aus dem alten Verdacht heraus, Mode sei ›oberflächlich‹, oder aus einem immer noch wirksamen 90er-Indie-Reflex heraus (»Wir tun so, als würden wir uns nicht stylen, deswegen stehen wir über der Mode«). Aber ansonsten überwiegt das positive Feedback von Lesern, die gerade die Ausführlichkeit und Unaufgeregtheit des Modeteils schätzen.
 
du führst gerne interviews, die im modebereich in dieser ausführlichkeit rar gesät sind. was reizt dich so an diesem format?
Am Format des Interviews reizt mich die Unmittelbarkeit des gesprochenen Wortes, an der Ausführlichkeit eben genau diese. Denn meist beschränken sich Interviews im Modebereich doch auf die schnellen ›5 Fragen an‹-Formate, die ich fast nie befriedigend finde, denn es wirkt häufig so, als hätte entweder der/die Interviewer/in Angst vor Tiefgründigkeit, oder als würde dem/der Interviewten erst gar keine Reflektiertheit zugetraut. Tatsächlich ist es aber immer wieder erstaunlich, wie schnell tollste anderthalb Stunden Interviewband voll sind, wenn Rick Owens über den Einfluss des elterlichen Bücherschranks auf seine Kollektionen spricht, wenn Zaldy von seiner Kostüm-Zusammenarbeit mit Michael Jackson erzählt, oder wenn Robb Young erläutert, warum Frauen es in der Politik nach wie vor viel schwerer haben, sich ›passend‹ anzuziehen, als Männer.

das neue visuelle gewand der spex ist seit dieser ausgabe kleinteiliger geworden. mit "Mehr Luft, mehr Spiel, mehr Perspektiven" beschreibt ihr das im editorial. zur konsequenz hat das, dass die bildbausteine beispielsweise im interview mit robb young das geschriebene sehr schön ergänzen. eine annäherung an die klick- und verlinkungskultur im internet?
Ob es eine bewusste Annäherung an die Verlinkungskultur ist, vermag ich nicht zu sagen, jedenfalls haben wir während der Vorbereitung des Grafikrelaunchs redaktionsintern nicht auf diese Weise darüber gesprochen. Vielleicht müsste man dazu nochmal gesondert unseren neuen Art Director Andreas Wesle befragen. Dass Bilder und Text nun freier und flexibler gesetzt sind, hat auf jeden Fall damit zu tun, dass das vorherige Layout von Mario Koell, der uns im Dezember verlassen hat, teils doch recht statisch war und sehr ›ernsthaft‹ anmutete. Das war in den letzten drei Jahren häufig auch toll, aber nun hatten wir das Bedürfnis, mehr Bewegung auf die Seiten zu bringen.

wo ist deiner meinung nach modeberichterstattung (im deutschsprachigen raum) noch spannend?
Namen von Magazinen, Blogs oder Sendungen aus dem deutschsprachigen Raum kann ich hier ehrlich gesagt nicht nennen. Mit wie wenig man sich inzwischen zufriedenzugeben bereit ist, was Modeberichterstattung angeht, wird einem ja bisweilen klar, wenn man auf Youtube mal wieder über einen Clip aus der früheren ARD-Sendung »Neues vom Kleidermarkt« mit der tollen Antonia Hilke stolpert. Da waren GEZ-Gebühren noch besser angelegt! Beim englischsprachigen Magazin Vestoj finde ich sehr interessant, wie es sich Mode aus theoretischer und philosophischer Perspektive nähert. Grundsätzlich ist Modeberichterstattung immer da interessant, wo Mode ernstgenommen wird und nicht nur zu Anzeigenverkauf oder visuellem Pepp herhalten muss. 

* das modeinterview in der aktuellen spex führte jan kedves mit modejournalist robb young, autor des buches Power Dressing - First Ladies, Women Politicians & Fashion. 

4 Kommentare:

Gerlinde hat gesagt…

sorry, dass ich das so pessimistisch sehe, aber: ich glaub, die spex hat sich nur einen modeteil genehmigt, um mehr anzeigen zu generieren. selbiges unterstelle ich auch der de:bug. unabhängig davon, wie gut/schlecht die redakteure und fotostrecken sind.

Julia hat gesagt…

Das Buch "Power Dressing" ist übrigens prima. Wollte ich auch noch rezensiert haben (wie so vieles).

blica hat gesagt…

@gerlinde, ...allerdings gibt es den modeteil ja schon länger. und wenn das so ist, dann in diesem falle mit einem lesenswerten ergebnis - finde ich.

@julia, :)

Anonym hat gesagt…

das neue SPEX-layout sieht aus wie ein verzweifelter hilfeschrei. ganz ganz erbärmlich. hoffentlich ändert sich das bald wieder.

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