Mittwoch, 3. Oktober 2012

mit fürstenhochzeiten in einen topf geworfen.

ärgerlich finde ich die missachtung, mit der das thema mode in den medien behandelt wird. mit fürstenhochzeiten und starletklatsch in einen topf geworfen sind neckisch-läppische modeberichte oft das jammervolle schlusslicht auf lore-roman-niveau von sonst seriösen  sendungen und zeitungsseiten. sonst wohlinformierte kollegen scheuen sich nicht, ihre platten urteile zu artikulieren; wissen sie nicht, dass die bekleidungsindustrie konsumgüterproduzent nummer zwei auf dem kontinent ist, wie viele arbeitsplätze an der mode hängen, dass jede elfte mark von jedem bundesbürger für bekleidung ausgegeben wird, dass deutschland weltgrößter exporteur von bekleidung ist und dass der angezogene mensch und seine wechselnden kleidersitten soziologen, psychologen, verhaltensforscher und historiker immer wieder beschäftigen. 

es ist einfach nur hochnäsig - finde ich- und dumm, mode nur für eine laune zu halten, sie ist nämlich mehr: zeichen der zeit, mittel zur selbstdarstellung, wirtschaftsfaktor, kunstwerk, stimmungsbarometer und außerdem oft sehr vergnüglich.
obwohl mode ja ein gewaltiger wirtschaftsfaktor ist, halten viele kluge leute, vor allem in deutschland, sie für ein leichtgewicht, ja geradezu ein ekelthema.  
die modejournalistin antonia hilke in verschiedenen sendungen ihrer tv-reihe alles vom kleidermarkt, 1978 und 1988. 


4 Kommentare:

Fr.Jona&son hat gesagt…

Im Gespräch mit einem lieben Designfreund von mir am Wochenende sind wir beide übereingekommen, daß Mode, wie sie sich heute in der Masse präsentiert, seine Relevanz verloren hat und seine Funktion als wichtiges Stilmittel.

Wenn Kollektionen im Wochenrhythmus ausgeworfen werden, kann es sich auch für mich nur mehr um Launen handeln, denen so etwas wie Ausdruck und "Sprache" abhanden gekommen ist. Bekleidung besteht heute schon bei seiner Präsentation nur mehr aus einem Image und einem Ablaufdatum.

Kleidung sehe ich erst dann wieder als Statement, wenn sie selbst "gewachsen" ist, sprich: wenn man sich aus dem Zirkus des Massenmodenzyklus herausnimmt- sich um seine Kleidung selbst kümmert und vom bloßen Konsumieren hin geht zum Produzieren, Umgestalten und Mit-Dem-Vorgefundenen-Arbeiten. Das ist dann richtiges Vergnügen und die Entwicklung seiner eigenen Sprache, ohne es auf dem Rücken anderer Menschen auszutragen.

Liebe Grüße an Dich sagt Fr.Jona&son

ervehea hat gesagt…

Liebe Fr.Jona&son, deinem letzten Absatz stimme ich voll und ganz zu, deine erste Aussage scheint mir jedoch etwas pessimistisch. Wie in jeder anderen Branche gibt es auch in der "Modewelt" Nutzloses, Massenproduziertes, auf Profit bedachtes usw. Doch wenn Macher, Vertreiber und Kritiker von Mode leidenschaftlich hinter ihrer Arbeit stehen, dann steckt hinter ihrer Arbeit auch Ausdruck und Sprache, dann entsteht daraus, ja, ein (Kunst)Werk, das jeden irgendwie anders anspricht und berührt. Und wenn man Mode mal kurz mit Kleidung gleichsetzt, dann ist es nachvollziehbar, dass diese Industrie so viele Beschäftigte hat, von denen jedoch nur ein Bruchteil wirkliche Mode erzeugt. Und wenn ein desinteressierter Journalist sich gezwungenermaßen mit diesem profanen Gebiet beschäftigen muss, dann ist es klar, dass diese/r sich nicht ausreichend damit auseinandersetzt, nur die Oberfläche betrachtet und das Geschehen auch als Oberflächliches wiedergibt. Die Modewelt ist einfach eine (faszinierende) Welt, die man erstmal entdecken muss und davor scheuen sich leider noch viele.

Fr.Jona&son hat gesagt…

Ja, Du hast recht-ich bin in den letzten jahren pessimistischer geworden, denn der Bereich Massenmode ist seit der Verlegung seiner Produktinsstätten nach Asien ab den 90ern exorbitant gewachsen und dominiert die Mode. Hochwertiges Design, ökologische und faire Mode, etc machen da nur einen Bruchteil am ganzen Kuchen aus.

Anonym hat gesagt…

Watt, d war mal weltgrößter bekleidungsexporteur?? Hahaha!

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