150 jahre vor new york 2008.

charles frederick worth: evening dress, 1892 (detail)

bevor das modekarussell sich in new york weiterdreht, sei hier kurz erinnert an charles frederick worth, der vor genau 150 jahren, nämlich 1858, in seinem neu eröffneten modesalon "worth et bobergh" (7, rue de la paix, paris) kleidungsstücke nicht mehr - wie zuvor üblich- an puppen, sondern am lebenden modell, nämlich seiner frau marie vernet (die damit als das erste mannequin überhaupt gilt), vorführte und somit als begründer der haute couture bezeichnet werden kann.

das letzte, spastische aufbegehren der moderne - memphis.

was christian kracht 2004 bereits lautstark versuchte, nämlich der in vergessenheit geratenen designgruppe memphis wieder zu nötiger aufmerksamkeit zu verhelfen, muss jetzt sicher nicht noch einmal wiederholt werden, dafür erlebt das qietschbunte design zur zeit allerorten seine wiederauferstehung. nichtsdestotrotz sollte nicht vergessen werden: ettore sottsass, der prominenteste vertreter der gruppe, starb im januar diesen jahres 90jährig. und was ja auch ganz gerne verdrängt wird: in zeiten, in denen sich karl lagerfeld noch keine diät-cola reinzog und dem jugendwahn verfallen war, gehörte er zu den wenigen wahnsinnigen, die sich ihre gesamte wohnung im memphis-look ausstatten liess. und das sah dann in seinem schlafzimmer ungefähr so wie da oben aus. es gibt nur zwei wohnungen, die ausschliesslich mit memphis eingerichet wurden, und beide gehörten karl lagerfeld. wenn man darin 5 minuten verbracht hat, empfindet man das dringende bedürfnis, sich eine kugel in den kopf zu jagen, kommentierte denn selbst memphis-produzent ernesto gismondi die komplett-memphis-aussattung der lagerfeldschen wohnung in monte carlo. 1991 wurde das gesamte inventar dann allerdings versteigert, eine entscheidung, die herr lagerfeld heute vielleicht sogar bereut.

valerie steele.

dr. valerie steele
nachdem die "new york daily news" valerie steele vor einigen tagen als eine der 50 einflußreichsten new yorker modemenschen gekürt hat, sei hier auf ihre demnächst beginnende ausstellung "gothik: dark glamour" im museum des "fashion institute of technology" in new york hingewiesen. (beginn am 05. september) nach fast 20 ausstellungen innerhalb von 10 jahren kuratorinnentätigkeit für "ihr" museum und zahlreichen büchern/ austtellungspublikationen zum thema soll der "high-heeled historian" (the new york times, 1999) platz 18 der "fashion`s most powerful" durchaus gegönnt sein.

mal wieder: art goes fashion, fashion goes art.

foto: dan martensen.

vom 20. september bis 09. november hält nach "archeology of elegance" (2002) wieder mal eine modeaffine fotoausstellung mit dem alles andere als glücklich gewählten titel "traumfrauen" einzug in die hamburger deichtorhallen. da kann nur gehofft werden, dass die ausstellung mehr bietet als es der miefige titel verspricht. aber was hamburg kann, will hannover allemal: "hannover goes fashion" heisst es hier mehr als plakativ- ab dem 31. august widmen sich 10 (kunst)institutionen dem thema "mode", die kestnergesellschaft hat sich dafür niemand geringeren als helmut lang an land gezogen, der ja jetzt bekanntermassen seit einiger zeit auf kunst macht und diese dann als "hl art" bezeichnet. (und bezeichnenderweise ist eines von bisher ganzen 2 pressefotos ein helmut lang-portrait.) spannender dürfte da der besuch des kunstvereins hannover ausfallen, der die selbstinszenierungen leigh bowerys ausstellen wird.


helmut lang in denkerpose, 2007.


johnny rozsa: wedding, cake & balloons (leigh bowery), druck auf aluminium, 99 x 80 cm, 1986.

power, corruption & lies...

peter saville fabrizierte 1983 dieses cover nach einem gemälde von henri fantin-latour für new order ... und 20 jahre später, also 2003, montiert raf simons, damals noch die jugendkultur verwurstend, eben dieses motiv auf seine tarngrünen parkas. das ergebnis: die kollektion "closer", aw 2003/2004.


raf simons: 2 parkas, "closer", 2003. (ausstellungsansicht migros museum zürich)

peter lindbergh 1985.

peter lindbergh:kim, kristen, laurence für das jill magazine, november dezember 1985.

peter lindbergh 1984.

peter lindbergh: kara young, 1984.

une passion marocaine.

pierre bergé und yves saint laurent am eingang ihres "jardin majorelle"in marrakesch, marokko, 1982.

noch bis zum 31.august ist die ausstellung "une passion marocaine" in der pariser fondation pierre bergé zu sehen.

fassbinder + mode die zweite.

r.w. fassbinder: die bitteren tränen der petra von kant, 1972.


philipp preuss: die bitteren tränen der petra von kant von r. w. fassbinder in zusammenarbeit mit bernhard willhelm, deutsches theater berlin, 2006 (premiere: 25. januar 2007).

und auch bernhard willhelm hat sich kostümmässig bereits abgearbeitet an einem fassbinder -stück, nämlich den "bitteren tränen der petra von kant"...abgearbeitet ist allerdings bereits etwas zu dick aufgetragen, wirklich überzeugend wirkt das konzept nicht unbedingt, die schauspielerinnen durften sich halt die ss2006 -kollektion (und einige weitere ausgesuchte kleidungsstücke aus zurückliegenden kollektionen von willhelm) überwerfen- naja.

die frau hinter fassbinders kostümen.

rainer werner fassbinder: barbara sukowa als "lola", 1981.

die ausstattung der fassbinder-filme war immer eine besondere. und lange zeit zeichnete sich barbara baum, gelernte kostümbildnerin, verantwortlich für deren kostüme, sie arbeitete zehn Jahre lang (von 1972 bis 1982) mit rainer werner fassbinder zusammen und entwarf u.a. die kostüme für „die ehe der maria braun“ (1978), „berlin alexanderplatz“ (1979/80), „lili marleen“ (1980), „lola“ (1981) und „die sehnsucht der veronika voss“ (1981).

über die realisierung der ausstattung des films "lola" meint barbara baum im rückblick:
"barbara sukowa wollte zunächst als lola keine korsage anziehen, sie hat gesagt, dass sie damit nicht singen kann. und auch mit den hohen stöckelschuhen hatte sie schwierigkeiten. wir mussten erst mal ausprobieren, mit welcher absatzhöhe sie anfing zu „stöckeln“, wie es das drehbuch vorgab. am ende waren wir bei 12 cm absatzhöhe. anfangs hat sie sich gewehrt, dann merkte sie, dass sie durch die kostüme eine völlig andere haltung bekommt. ich würde schon sagen, ein kleid zwingt einen auch zu bestimmten verhaltensweisen. zuerst wusste die sukowa gar nicht, wie sie sich in den bleistiftröcken bewegen sollte, etwa beim eleganten aussteigen aus ihrem roten sportwagen. auch das wurde intensiv geprobt."
(aus dem interview "kostüm als charakterdarstellung" von kristina jaspers und hans peter reichmann für den "filmdienst", 2007)

ingrid caven zum siebzigsten.

ingrid caven in "schatten der engel" von daniel schmid nach dem bühnenstück "der müll, die stadt und der tod" von rainer werner fassbinder, 1976.

ein rasantes leben.

man ray: peggy guggenheim in paul poiret, 1923.

respekt, frau guggenheim- mit ihrem leben auf der überholspur könnten sie auch heute noch locker mithalten: "fünf ehegatten und ein paar weitere männer" ihr motto. und daneben nochmal eben ungezählten künstlerfreunden und -innen finanziell unter die arme greifen oder sogar in die us-emigration hinüberretten und eine beneidenswerte kunstsammlung aufbauen. wie frau guggenheim das alles mal so eben hinbekommt, ist bekanntermassen nachzulesen in ihrer köstlich unterhaltsamen autobiografie "confessions of an art addict" von 1945.

nachgereicht.

irgendwie hab ichs verpennt: sonic youth im februar diesen jahres für marc jacobs. (im bild: marc jacobs, kim gordon, am schlagzeug steve shelley)

anselm reyle.

anselm reyle: ohne titel, mixed media, 2005 (227x332cm).

im foyer von tom fords mailänder geschäft hängt einer inmitten eines opulenten marmorensembles, raf simons zitiert ihn auf seinen t-shirts und in der kunstsammlung des milliardenschweren unternehmers und kunstsammlers francois pinault spielt er als eine tragende rolle. kein wunder: schick, meist großformatig, glamourös und ein bisschen neon präsentieren sich anselm reyles skulpturen, streifen- und folienbilder. die tun keinem weh, aber kein problem, das sieht der künstler selber ganz pragmatisch: der schwabe, der in berlin-kreuzberg mit mittlerweile über 20 assistenten eine überaus erfolgreiche kunstproduktion betreibt, will nicht das leidende künstlergenie abgeben, das monatelang über seinem werk brütet. und so schnurrt das geschäft und liefert der modewelt inspiration für ihre saisonware.


anselm reyle: ohne titel, mixed media, 2004.

das beste magazin seit langem.

cover "encens" no.21, 2008.

eigentlich liegt das heft (frühling/sommer 2008, n. 21) schon seit monaten in meinem zimmer rum- aber alleine die tatsache, dass ich immer wieder einen blick reinwerfe, mag für mich in der flut von lifestylemagazinen ein qualitätskriterium sein. zwar gibts das gute teil bereits seit sechs jahren, ich allerdings habe es erst jetzt entdeckt. (allerdings bin ich in der hinsicht nicht die einzige, auch marc jacobs kam wohl erst neulich auf den geschmack)
das cover aus festem grauen karton mit goldimprägniertem titel (encens, about jean-paul gaultier) wirkt ansprechend und hält denn auch das gesamte heft hindurch, was es verspricht: model asia bugajska trägt darauf einen dunklen, leicht kastigen wollblazer von jean-paul gaultier (frühling/sommer 1984) - ganz einem konzeptuell angelegten magazin wird diese ästhetik im heftinneren konsequent fortgesetzt. alles scheint aus einem guss, vintage und aktuelles modedesign verschmelzen aufs schönste miteinander. das endprodukt wirkt wie eine zeitreise in die 80er jahre - angesiedelt irgendwo zwischen jean paul gaultier und christophe lebourg. "we want to make an old magazine today", meint denn auch herausgeber samuel drira im gespräch mit rebecca voight (fürs hintmagazine), "what we are doing is curating a show." es geht hier also um nichts weniger als ein gesamtkunstwerk: jean paul gaultier darf über einige seiten hinweg tief ins 80er-jahre-archiv greifen, samuel drira und sybille walter sind als herausgeberInnen verantwortlich sowohl für einen großteil der wunderbar gestylten modestrecken als auch der eingesprengten texte über beispielsweise die ehemalige chefredakteurin der "dépeche mode", melka tréanton oder christophe lebourg. und auch johannes schweiger von fabrics interseason bekommt als modetrendsetter seinen platz. fazit: außergewöhnlich!


matthew ames, aw 2008/09, fotografiert von sybille walter.

tal r, der umtriebige.

tal r: strawberry, bronze, 2006.
(zur zeit und noch bis 24. august zu besichtigen in der sammlung essl, klosterneuburg)


arne jacobsens egg chair, edition zum 50. geburtstag, gestaltet von tal r. (anlässlich der mailänder design woche 2008)



...und der neueste clou: moonspoon saloon, ein kollektiv, bestehend aus - natürlich- tal r, der designerin sara sachs, die stylistin melanie buchhave und dem fotografen noam griegst. präsentiert wurden die ersten entwürfe (die zweimal jährlich präsentiert werden sollen und insgesamt eine "kollektion " von 99 outfits bilden sollen- danach soll schluss sein). gut erkennbar sind die farbenfrohen patchworkartig verspielten versatzstücke, die sich grösstenteils durch die bisher entstandenen modelle ziehen.

house of the very island's royal club division middlesex but the question is where are you now?

house of the very island's royal club division middlesex but the question is where are you now?, aw2007/08

im positiven sinne nicht leicht verdaulich, vom namen des labels bis hin zu den sich sicherlich nicht anbiedernden entwürfen - aber sowas braucht es: schwarze flatterkleidchen in rüschenoptik gibts ja schon zuhauf. und hier seien nochmal die namen der vier österreichischen designerInnen genannt, die sich auf der angewandten in wien kennengelernt haben und seither kooperieren: jakob lena knebl, karin krapfenbauer, markus hausleitner und martin sulzbacher.

ein hoch auf monika baer!

monika baer: ohne titel, 1998.
gestern endlich geschafft, in der ausstellung "form und grund" mit u.a. frau baer vorbeizuschauen. ich kann mir nicht helfen: finde diese scheinbar fast dreidimensional aus dem bild schauenden schweineköpfe (dieses bild ist allerdings nicht vertreten in der ausstellung), wurstscheiben und geldscheine super.

ohne worte.

henrik vibskov, ss2009.

muss sowas noch entworfen werden?

da hätten wirs mal wieder: cheap monday, ss2009. wirkt wie ein uninspirierter abklatsch skandinavischen streetfashions, wie ihn gerade jede/r in der vintage- oder h&m-version trägt. da brauch ich kein cheap monday, die mir das im x-ten aufguss aufwärmen. fazit: fad (wie in österreich so gern gesagt wird)

das olympiafeuerwerk.

cai guo-qiang: inopportune: stage one, im rahmen der ausstellung "cai guo-qiang. i want to believe.", guggenheim museum new york, 2008.

nein, momentan ist nicht nur in copenhagen fashionweek angesagt, heute eröffnen auch die vieldiskutierten olympischen spiele in peking. der zeitgenössische künstler cai guo qiang, der allerdings seit 1995 in new york lebt und erst seit 8 jahren seine kunst im heimatlichen china zeigen darf, wird verantwortlich sein für ein wahrscheinlich bombastisches feuerwerk-spektakel.

poor little rich girl?

...auch wenns auf den ersten blick so ausschaut: dieses bild entstammt keiner aktuellen modestrecke, zu sehen ist edie sedgwick 1964 vor fisher islands. musste unbedingt ein anderes foto als eines dieser zum 1000. mal reproduzierten edie-fotos posten, schliesslich habe ich mir heute abend "factory girl" zu gemüte geführt. und letztlich wurden all meine erwartungen erfüllt: ein belangloser film, der vor allem durch seine detailgetreue ausstattung besticht. (kostüme: john a. dunn)

was ist nur los?

ann sofie back, ss2009.

auf die kollektion von ann sofie back war ich nun wirklich sehr gespannt, aber irgendwie...bin ich doch etwas entäuscht von ihrer vision für den sommer 2009: da werden over-oversizemäntel mit flatterkleidchen kombiniert, die farbpalette bewegt sich gut verkäuflich zwischen schwarz, weiß und grau. das war auch alles schonmal anders: wo sind nur all die kleinen details hin, die ann sofie back für mich so interessant gemacht haben? schliesslich hatte sie karottig geschnittene jeans in taillenhöhe bereits in den entwürfen für aw2005 im programm- aber wahrscheinlich überlässt sie das jetzt einfach dem schwedischen streetstyle, denn der läuft ja mittlerweile scheinbar geschlossen so rum. trotzdem schade, dass da nur noch kleine unauffällige nasenpflaster sitzen, wo vorher schicke brillenketten baumelten. aber wahrscheinlich will frau back nur endlich mal richtig geld verdienen.


ann sofie back, aw 2005.

stine goya in copenhagen.

auch wenn ich nicht hundertprozentig von stine goyas entwürfen überzeugt bin, da mir ihre 1980er-jahre-reminiszenzen (sarouel-hosen, oversize-pullover, fledermausärmel, apricot!) dann doch etwas zu krachig, bunt und mir die silhouetten zu omnipräsent sind, dennoch ein paar bilder der soeben präsentierten ss2009-kollektion.

happy birthday, andy.

andy warhol: diamond dust shoes, 1980.

80 jahre alt wäre er heute geworden und passend dazu kommt heute "factory girl", in der die unsägliche sienna miller die edie mimt, in die kinos.


sienna miller als edie, verfilmung "factory girl" von 2006.

inès.

sie hat zwar erst in 6 tagen geburtstag (und wird dann 51!), nichtsdestotrotz ein relikt aus der hoch-zeit von mademoiselle fressange für chanel. schön!

katz und maus.

ich konnte es nicht lassen: die frau als katze (s. wanda wulz) hat mich an peter jensens herbst/winter -kollektion 2004/05 denken lassen. das mag zwar vielleicht mehr maus als katz sein, nichtsdestotrotz: schlägt ja in dieselbe kerbe: rosa, süss, puppig, wenn auch schön ironisch.


die französische schauspielerin simone simon als irena dubrovna in der verfilmung "cat people" von 1942- sie wird von imaginären raubkatzen verfolgt.