meshit,_ss2013 (bilder daliah spiegel)
weil das gerade so schön zu heikes und leylas geplänkel passt: die sommerkollektion 2013 von ida steixner und lena krampf von und für meshit aus wien.
leyla piedayesch (jahrgang 1970) von lala berlin interviewt heike makatsch (jahrgang 1971), in: interview magazin, november 2012, s. 131.Leyla Piedayesch: Ach, Paris ist natürlich immer wieder schön. Aber mir ist da wieder aufgefallen, in was für einer uniformierten Zeit wir eigentlich leben. Du läufst durch die Straßen und alle sehen gleich aus. Es gibt ungefähr sieben Modeketten, bei denen alle kaufen, also sehen alle Leute gleich aus. Das ist ein bisschen traurig.Heike Makatsch: Aber bei uns sehen doch auch alle gleich aus. Vielleicht liegt es nur an der Blase, in der ich im Berliner Osten lebe, aber ich finde, dass die Mädchen hier schon alle aussehen wie kleine Ladys. Es gibt auch kaum noch subkulturelle Strömungen. Es gibt keine Ökos, keine Mods, keine Punks, keine Gruftis, ich meine, die gibt es vielleicht noch, aber die habe keine Bedeutung mehr. Alle sehen aus wie Mango und H&M.
Nach meinem Weggang von LesMads habe ich ein halbes Jahr lang kaum gebloggt, sondern lediglich ein paar instagr.am-Bilder an meinen Tumblr geschickt. Dann wurde es langsam wieder mehr, weil das Blog das einzige Medium ist, in dem man ungefärbt seine Gedanken, Inspirationen und Fundstücke sammeln kann. Da ich jahrelang exzessiv gebloggt habe, juckte es mir dann doch irgendwann wieder in den Fingern. Insbesondere das Gefühl etwas zu tun, worüber ich die alleinige Entscheidungskraft habe, um die Dinge meinen Vorstellungen entsprechend zu formen und zu kreieren, wie ich es mir vorstelle – Journelles soll mein professionelles Ventil dafür sein.
Journelles ist das Resultat meiner Überlegung, mich selbstständig zu machen - mit einer Seite, in die ich all mein Herzblut stecken kann und losgelöst bin von einem langsamen Redaktionssystem. Es steckt kein Verlag und kein Sponsor dahinter, das habe ich bewusst abgelehnt. Ich ziehe es komplett alleine auf, habe jedoch tolle Contributer gefunden, die auf Journelles in regelmäßigen Abständen mitschreiben werden.
Ein Jahr zu pausieren und meinen Kopf in eine andere, durchaus printlastigere Welt zu stecken war gut und wichtig und hat mir Zeit gegeben, objektiv auf die Modebloglandschaft zu blicken. Offen gestanden sehe ich aber keinen großen Unterschied; es hat sich wenig getan. Es ist in meinen Augen noch Platz für Neues. Journelles wird aber vielmehr ein “Blogazine” sein.
Grundsätzlich gelten doch immer dieselben “Regeln”: Authentizität, eine eigene Stimme, eine gute Themenmischung. Ich glaube an eigens kreierten Content und Service. Ein gewisses Maß an Professionalität ist Grundvoraussetzung, reine Outfitblogs langweilen mich schnell.
ärgerlich finde ich die missachtung, mit der das thema mode in den medien behandelt wird. mit fürstenhochzeiten und starletklatsch in einen topf geworfen sind neckisch-läppische modeberichte oft das jammervolle schlusslicht auf lore-roman-niveau von sonst seriösen sendungen und zeitungsseiten. sonst wohlinformierte kollegen scheuen sich nicht, ihre platten urteile zu artikulieren; wissen sie nicht, dass die bekleidungsindustrie konsumgüterproduzent nummer zwei auf dem kontinent ist, wie viele arbeitsplätze an der mode hängen, dass jede elfte mark von jedem bundesbürger für bekleidung ausgegeben wird, dass deutschland weltgrößter exporteur von bekleidung ist und dass der angezogene mensch und seine wechselnden kleidersitten soziologen, psychologen, verhaltensforscher und historiker immer wieder beschäftigen.es ist einfach nur hochnäsig - finde ich- und dumm, mode nur für eine laune zu halten, sie ist nämlich mehr: zeichen der zeit, mittel zur selbstdarstellung, wirtschaftsfaktor, kunstwerk, stimmungsbarometer und außerdem oft sehr vergnüglich.
obwohl mode ja ein gewaltiger wirtschaftsfaktor ist, halten viele kluge leute, vor allem in deutschland, sie für ein leichtgewicht, ja geradezu ein ekelthema.die modejournalistin antonia hilke in verschiedenen sendungen ihrer tv-reihe alles vom kleidermarkt, 1978 und 1988.
(...) Und noch mehr sagen uns die Smokings – Raf, der als Herren-Designer schon in den Neunzigern die engen Hosen vorwegnahm, die Hedi bei Dior Homme seit 2000 so populär machte, spricht eben mehr durch Textilien als durch Texte. Die Damen-Smokings, die eine Erfindung von Yves Saint Laurent sind, holen den zu Unrecht vertriebenen genialen Modemacher metaphorisch zu Dior zurück, betonen also die klassische Moderne statt des schwülstigen Klimbims. Und die Smokings rufen Hedi zu: Wir sind schon da! Raf Simons ist eben nicht nur ein Mega-, sondern auch ein Meta-Designer. Mal sehen, ob Hedi Slimane diese Botschaft verstanden hat.