Freitag, 19. März 2010
"in einem subversiven akt zum handtuch werden"
tamara biricz, der morgen danach (oben links und rechts)/ anna-kirsten krambeck, teil der installation knifelife/ elizaveta fateeva, classical disorder.
nachdem ich gestern abend während der präsentation der modeklasse im eifer des gefechts die dazugehörigen ausstellungstexte und -informationen vergessen habe, hiess es für mich heute gleich noch einmal: auf in die galerie layr-wuestenhagen. und tatsächlich hat sich die zweitinspektion fernab des eröffnungsrummels gelohnt: die hellen kleider aus georgette (daher auch der ausstellungstitel georgette in wien) hängen brav auf bügeln an den wänden und eben nicht mehr an den gestern abend noch umhertänzelnden models. diese ruhe wiederum erleichtert die konzentration auf das, was da hängt und steht: denn tatsächlich wird bei tageslicht klar, dass sich die studentInnen des diplomjahrganges unter der ägide bernhard willhelms alle erdenkliche mühe gegeben haben, den entworfenen kleidungsstücken ganz viel konzept überzuwerfen und damit sämtliche gepflogenheiten des galerie-/ kunstkontextes zu adaptieren. elizaveeta fateeva beispielsweise schreibt zu ihrem cocktailkleid: Die bodenlangen Streifen organisieren sich gleichmässig zueinander und erinnern an die Kanelluren einer korinthischen Säule, deren Proportionen der Silhouette einer jungen Frau entsprechen. Die Symmetrie der Spiegelung erweckt den Eindruck einer mühelos schwebenden Säule. interessant, dass da mal wieder die architektur herhalten darf. bei anna-kirsten krambeck kommt der erläuternde text nicht weniger gewichtig daher: Die interaktive Installation "knifelife" spielt mit der alltäglichen Ein- und Ausblendung der Vergänglichkeit. Der Besucher ist eingeladen, das exklusive Produkt der Mode, in einem subversiven Akt zum Handtuch werden zu lassen. (...) Die Gesamtpräsentation stellt ironisch den Zugang zum luxuriösen Handwaschen dar, die eigentlich nebensächliche Alltagshandlung wird, durch die stilisierte Darstellung, in einen bewussten Akt umgewandelt; doch nicht nur das, nein, achtung, jetzt wird`s richtig knifflig, denn irgendwie komme ich jetzt inhaltlich angesichts der nicht mehr vorhandenen originalen versuchsanordnung des eröffnungsabends nicht mehr mit: das Sterben an sich entsteht durch den subversiven Akt des Besuchers und doch hat der Tod nichts mit Gewalt zu tun, da das Kleid als solches nicht seine Form verliert, sondern nur durch den Kontext eine andere Zweckmäßigkeit erhält. na servus, sag` ich mir angesichts solch angestrengter formulierungen - auch wenn ich nun wirklich kein fan biederer modeausstellungen bin, in denen kleider einfalls- und regungslos auf puppen drapiert im raum rumstehen und zu schwärmereien angesichts der schönheit des jeweiligen kleidungsstückes verführen sollten. doch diese kunstige präsentation erscheint mir (im gegensatz zum etwas unprätentiöser daherkommenden ersten teil der modeklassen-präsentation) etwas zu bemüht - was sicher auch der tatsache geschuldet ist, dass es sich hier um die wenigen arbeiten des diplomjahrganges handelt.
nichtsdestotrotz, ich freue mich auf die abschlussmodenschau im juni, denn da wird dann alles runterskelettiert auf mode an models und kein raum für bedeutungsschwangeren text sein.
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5 Kommentare:
danke, es spricht mich aus der seele. es hat mich brennend interessiert, was du dazu sagst, oder ob ich vielleicht doch die einzige bin, die es so kritisch sieht. ich fand die spiegelmasche eigentlich am besten.
du, aber ich glaube, galerie coco ist jg. 1 - 4, und layr-w. ist das diplomjahr. oder?
@daniel:danke, du hast natürlich recht. verbessere ich gleich.
naja, ich hab schon schlechteres kunst-bullshit-bingo an wesentlich ehrwürdigeren stätten gelesen ;-)
@michaela: da hast du wohl recht. ich finde ja: um so bescheuerter, sich im modekontext immer wieder da drauf zu setzen...
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