Donnerstag, 20. Dezember 2012

"ich möchte keinen lifestyle propagieren."

manchmal macht modebloggen betriebsblind. denn auch wenn ich selbst es ganz anders halte: fast kein modeblog kommt ohne outfitposts aus. die werden heute höchstens noch mal selbstironisch in der umkleidekabine geschossen, immer mehr bloggerinnen inszenieren sich und ihre einkäufe einigermaßen professionell in bilderstrecken oder videos - berührungsängste scheint es da wenige zu geben. die einen mögen eine solche selbstvermarktung, die vor allem visuell funktioniert, als schlüssel  für eine selbstbestimmte karriere im blogbusiness verstehen. hat eine claudia schiffer, die es als puppiges übermodel zur erfolgreichen geschäftsfrau und multimillionärin brachte, im grunde ja nicht anders gemacht. und dann gibt es da noch die anderen. die sind allerdings nicht in der mode(blog)sphäre anzutreffen. die österreichische musikerin eva jantschitsch, die als gustav  bekannt ist, hat zum beispiel ein problem damit, in einer modestrecke zu posieren. im oktober war sie im rondo, dem beilagenmagazin des standard, neben drei anderen musikerinnen in einem editorial der fotografin irina gavrich zu sehen - anlass war  die doku oh yeah, she performs über die vier musikerinnen. damals wollte sie keine markenkleidung tragen. warum? Weil ich die Verschränkung von Mode und Musik für unnötig halte. Ich möchte keinen Lifestyle propagieren oder in einer Modelpose fotografiert werden. sagte jantschitsch damals. und: sie habe das shooting nur aus loyalität gemacht. in einem interview mit dem wiener stadtmagazin falter führt sie nun noch einmal ihre vorbehalte aus: Ich empfand es als nicht nachvollziehbar, Musikerinnen, die für ein feministisches Projekt stehen, in Markenleder zu quetschen und in Modelposen zurechtzurücken. Es hatte tatsächlich etwas Degradierendes an sich. Solche Modestrecken pervertieren im Grunde genommen die Ideale, für die ich gerade stehe. eine solch sperrige haltung mag in der modeblogsphäre (und nicht nur da!) als ein echter fremdkörper rüberkommen. denn da gilt all das, was  eva jantschisch ablehnt, als insignie des erfolgs. mich würde wahnsinnig interessieren: was denkt ihr dazu?
 

5 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Gustav ist herrlich. Und ich komme auch gerade noch ohne Outfitposts aus.

Lola hat gesagt…

Was mich stört ist der fakt, dass sie im interview sagt, Mode sei wurscht...
Das ist ziemlich unreflektiert, denke ich, denn sie hat allein damit keine Markenkleidung sondern Vintagekleidung zu tragen doch ein (modisches) Statement gesetzt.
Auch denke ich, dass Mode politisch gesehen, vor allem im Feminismus eine sehr große Rolle spielt.
Wobei ich natürlich verstehen kann, dass einem Karl Lagefeld und Konsorten am Arsch vorbeigehen (können).

ys hat gesagt…

es gibt mode und es gibt mode. es gibt mode auf einem elitären wert-niveau und es gibt mode, die man praktiziert.

in jedem fall aber kann ein klamottenträger nicht umhin, irgendeinen lifestyle zu "propagieren". das kann bewusst oder unbewusst passieren, die sängerin sollte sich allerdings nicht darauf ausruhen, dass sie keine markenträgerin ist. letztendlich bestimmt nicht sie ihren lifestyle, sondern die anderen.

Anonym hat gesagt…

Solange Modeblogger mit ihren H&M, Zara und sonstigen Massen-Filialen-Modezeugs posen statt ihre Reichweite zu nutzen um local Designer zu pushen kann ich Modeblogs von Möchtegern-Modejournalisten nicht ernst nehmen. Ob es eine Errungenschaft sei in einem H&M zu spazieren und ein Made in Bangladesh Kleidchen das weltweit für 29,90 rumhängt zu kaufen. Peinlich. Dann lieber ein DIY Zeugs wenn ich mir keine Qualitätsmode für Individualisten leisten kann.

Mia hat gesagt…

Ich habe den Film gesehen und hatte nicht das Gefühl dass sie sich nicht weiß mit Mode auszudrücken. Oder dass es ihr egal wäre Vielleicht sollten die Stylisten solcher Strecken mehr auf die abgebildeten eingehen. Ansonsten sieht es wie eines dieser peinlichen Vorher-Nachher-Experimente aus.

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