vielleicht hat herr kaiser recht. der modemann der faz meinte beim salontalk frontrowrevolution in düsseldorf: blogs haben eine menge platz, eine menge freiheit. und was tun wir damit? einen scheiss tun wir. wir lassen platz platz sein und posten lauwarme häppchen - aufgeschnappt irgendwo bei den opinionleadern, bei the cut, fashionologie oder style.com. wir schreiben dann: emanuelle alt`s wham-video, fantastisch! und der h&m-designaward, wunderbar! die neue weekday-kooperation, ein traum! wir machen tolle pr und wir schreiben natürlich alle voneinander ab, der domino-effekt auf blogs funktioniert wie im print nämlich seither ziemlich verlässlich. goldene regel: bloß nicht die pfoten an heißblütig getippten postings verbrennen. ausrutscher oder gar entgleisungen passieren aber sowieso immer seltener. wir sind ja mittlerweile furchtbar professionell und stehen da drüber. oder andersrum: wir sind pflegeleicht, motiviert, gut zu händeln und ganz schön berechnend. wir machen schöne bilder und finden schöne worte, wenn es um kollektionen skandinavischer jungdesigner oder um kooperationen mit h&m und adidas und monki geht. kritik endet damit, kilian kerners mode als geschmacklos zu bezeichnen, was online wahrlich einem allgemeinplatz gleich kommt. darüber hinaus gilt: mit kritik kann sich in der modeblogsphäre niemand profilieren, dementsprechend unattraktiv erscheint sie uns. wenn einige wenige journalistische formate die vermeintlich kritische distanz wie eine trophäe vor sich hertragen, handelt man sich mit sowas in online-gefilden höchstens eine breitseite ein: mit den ewig nörgelnden spielverderbern will schließlich niemand was zu tun haben. dann doch lieber aufs positive konzentrieren (wir wollen doch alle mal in irgend einer front-row sitzen). h&m spendierte zum beispiel mit großem tamtam einen mit 50.000 euro dotierten nachwuchsdesignpreis. das ist natürlich ganz wunderbar. dass sich das selbe unternehmen an anderer stelle fremder ideen bedient, die dann auf fußmatten landen, lockt hingegen niemanden mehr hinterm ofen hervor. wir sind längst bei den neuesten news (kanye west für topshop!), versprühen gute laune und halt! hand aufs herz, das war doch alles schon wieder viel zu lang und viel zu pessimistisch.
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13 Kommentare:
so gut!
Super-Text!
warum kritisch bloggen wenn es dann doch wieder nur saukurze kommentare à la "super-text" gibt, die eine diskussion und austausch mit dem leser gar nicht ermöglichen? ich ertappe mich immer mehr dabei nur zu kommentieren um des kommentierens willen, um traffic für meinen blog zu generieren, belangloses zeug, unwichtiger als das, was die bildzeitung verpraxt.
andererseits sind die "kritischen themen" für den leser auch nicht sonderlich interessant - denn woher die superbillige baumwolle von H&M kommt und dass da nicht nur eitel sonnenschein in den produktionsstätten herrscht kann sich jeder denken und wurde auch schon von jedem "ernst zu nehmenden blog" zehn mal aufgewärmt. das ist genauso neu und frisch wie die themen "magersucht", "mobbing" und "facebook" in ner gammeligen Schülerzeitung (deren gammelige redakteurin ich leider zugegebenermaßen bin). dein blog bildet da eine ausnahme, aber manchmal erwische ich mich bei dem gedanken, dass dein blog jetzt nur "anti-dieses-oder-jenes" ist um halt "total-hip-anti" zu sein. mh. das musste ich mir jetzt mal von der seele rotzen. ob es so im zusammenhang sinn macht, sei jeder frei selbst zu bewerten.
Wirklich gut, wirklich wahr und wirklich schade!
@annka, jep, ich teile deine beobachtungen...
ich empfinde mein blog übrigens nicht als sonderlich kritisch (bzw. "total-hip-anti"), deshalb habe ich mich/mein blog durchaus mit einbezogen in meine kritik;-)
was ich oben im text hinegen nicht noch einmal angesprochen habe, denn das wissen wir ja: redakteure/innen werden in der regel für ihre arbeit bezahlt, während nicht-kommerzielle blogs in der regel in der freien zeit und nebenher entstehen. das geht schonmal zu lasten des inhalts.
es hängt immer davon ab, was man will. eine große leserinnenschaft mit allgemeinplätzen unterhalten, mit schönen bildern aus dem internet genommen bei laune halten- und eben eine große leserinnenschaft haben.
oder für eine kleinere gruppe explizit und konkret werden. eine klare botschaft haben. man darf auch schlecht gelaunt sein und unzustände benennen.
oder gute zustände. den spaß kann man auch da haben. dafür weniger und interessiertere leserinnen :-) die mitgehen.
beste grüße aus nähe linz zu dir liebe blica nach wien.
ich hinterlasse eigentlich kaum kommentare mit links..aber
http://www.stylishkidsinriot.com/2012/01/hm-die-copycat-und-wie-man-kunden-richtig-behandelt/
und auch in sachen weekday haben wir uns kein blatt vor den mund genommen. und es stimmt...den meisten istd as vollkommen egal wenn man aneckt...da kommt dann wen überhaupt ein "aha" oder "ist ja arg" ehe sie sich dann wieder dem daily biz, also den jubelchören widmen. wenn man kritisiert wird man schnell als nörgler hingestellt.
und interessant ist es zu sehen wie ehemalige hassobjekte auf einmal chauffiert werden (michalsky) nur weil eine einladung zur stylenite vorliegt.
Herr Kaiser hat schon recht, wenn er bemängelt wie wenig wir aus dem Luxus Platz machen. Und gleichzeitig stehen uns halt auch nur begrenzte Mittel zur Verfügung, sowohl was die Zeit als auch was das Finanzielle betrifft. Die meisten Blogger betreiben ihre Blogs vor und nach der Arbeit, haben nicht die Möglichkeit einfach mal schnell irgendwohin zu fliegen und irgendwo dabei zu sein. Mal abgesehen davon, dass man sich nicht jede Woche einen Kurztrip leisten kann, kann man eben auch nicht ständig Urlaub nehmen oder die Uni schwänzen.
Und natürlich kann ein Alfons Kaiser auch kritisieren und wird trotzdem wieder eingeladen, ein Blogger fliegt da schneller aus dem Verteiler. Sobald man mal genauer hinschaut und nicht nur kritisiert, sondern die Kritik auch begründen kann, werden die Leute schnell motzig. Da überlegt man sich halt zweimal was man über wen schreibt und überlegt vorher die Folgen. Ich kann damit leben, wenn ich nicht mehr eingeladen werde, andere entscheiden sich anders.
Trotz der Vielfalt an Modeblogs gibt es zu wenig inhaltliche Vielfalt. Leider! Als Leser kann man aber entscheiden, was man lesen möchte und welche Blogs man nicht mehr besucht.
Übrigens: Ich habe nicht verstanden, was der Kaiser gegen Susie Bubble hat und was er an Bryan Boy besser findet. Das war vollkommen unverständlich.
Bin zufällig heute hier und habe von Modeblogs keine Ahnung, aber nachdem ich gerade auf vielen Blogs viele lauwarme Häppchen zu mir genommen habe, möchte ich hier und jetzt sagen: Danke für diesen Post, stimmt alles!
GENAU! danke, dass das mal jemand ausspricht!
Auf der einen Seite ja (lauwarme Häppchen) auf der anderen Seite konnte ich bis jetzt bemerken, dass kritische Texte (auch in Klickzahlen) immer sehr gut bei mir angekommen sind. Letzten Endes wird sowieso nur der Blogger mit einem Profil weiterkommen. Auch kommerziell. Die andere sind Masse und Brei. Da kann ich gleich ein Magazin mit 0-Kritik lesen.
Ist mir leider auch schon aufgefallen. Ich finde es gibt löbliche ausnahmen, oftmals sind das aber noch kleine blogs mit überschaubarer leseranzahl. Die großen, gerade extrem schnell gewachsenen Blogs enttäuschen mich häufer als weniger.
Wenn Du das erste mal einen Mob aus Anwälten und SEO-Optimierern am Hacken hast, weil ein Designer es nicht so toll findet, daß ein negativer Beitrag so weit oben bei Google erscheint, wenn er seinen Namen googelt, dann lässt das mit dem Wunsch nach Kritik schnell nach. Während der FAZ-Mann das seiner Rechtsabteilung vom Verlag übergibt, geht dem Blogger der Arsch auf Grundeis. Kannste gern mal probieren, wenn Du auf Risikosportarten stehst.
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