Sonntag, 26. September 2010

schluss mit kuscheln.

gestern habe ich erstmals an einem barcamp teilgenommen - einem barcamp mit modeschwerpunkt, versteht sich. dort stand tatsächlich der austausch, wie es das ziel eines solchen formats ist, im vordergrund - wenn auch fürs erste einmal mit vorwiegend österreichischer beteiligung. und: ein durchaus sympathischer gemischtwarenladen an themen durfte beackert werden. für eine portion lokalkolorit sorgte das wiener urgestein mario soldo, österreichische designerInnen berichteten von ihren marketingbemühungen im internet, fashionbloggerInnen durften ihre blogs vorstellen, aber auch experimentelle textilien hatten ihren platz im programm. der allgemeinen kuschelathmosphäre trat dann mary scherpe von stil in berlin mit einem beitrag über ungeliebtes thema der modeblogsphäre auf die zehen: die milchmädchenblogger (ich ergänze politisch korrekt um ein -Innen) standen am programm. und da schrien dann einige auch schnell mal: autsch. worum es ging? um die billige verkäuflichkeit von bloggerInnen, die für eine flasche champagner oder ein kleidchen schnell mal ein post verfassen, sich von pr-agenturen vor den karren spannen lassen ohne -ganz wichtig- den jeweiligen anfragen auch forderungen entgegenzustellen. solchen anfragen solle man mit einem wissen um die wertigkeit des eigenen blogproduktes begegnen, so scherpe. gegen geldverdienen hat sie nämlich nichts und mit stil in berlin zumindest funktioniert das auch ganz gut. jetzt jedoch versucht zu sein, das als eine luxuriöse perspektive zu bezeichnen, lehne ich als betreiberin eines vergleichsweise kleinen, völlig anders ausgerichteten blogs strikt ab: haltung oder selbst auferlegte regeln sind kein luxusgut. sich hingegen über die teilnahme an pr-aktionen einen bedeutungszuwachs fürs eigene blog zu erhoffen oder einfach nur produkte abgreifen zu wollen und sich so zum gratishandlanger zu machen, gönne ich den meist dahinter stehenden grossunternehmen einfach nicht. die könnten sich nämlich durchaus leisten, für sowas zu bezahlen.
bei mir ist bisher zum glück alles ganz einfach: ich habe bisher mit meinem blog keinen pfennig geld verdient, kein kleidchen eingesackelt und keinen champagner geschlürft. und dennoch werde ich gelesen - und das ist mir, ehrlich gesagt, am wichtigsten. denn meine persönliche horrorvision bezüglich der fashionblogszenerie: die schleichende tendenz zum lückenfüllenden pseudocontent statt frei gewählter, unabhängiger inhalte. und deshalb plädiere übrigens auch dafür, weiterzudiskutieren - hier oder woanders.


* in diesem sinne, einen herzlichen dank an die organisatorInnen des ersten wiener fashioncamps: stylekingdom.com, h.anna, cooloutfit.at, colazione a roma, tschilp.com, eloquent.at, missviki.at und garmz.com

14 Kommentare:

mangoblüte hat gesagt…

sehe ich genauso - ich würde mich und meinen blog nie für ein kleid, gutschein oder ähnliches hergeben.

die werbung von luisaviaroma und mytheresa sind drauf, weil ich dort selber einkaufe und es als empfehlung sehe (die kleinen einnahmen werden gespendet).

wie oft wurde ich schon angeschrieben, um irgendwelchen schmuck, t-shirts usw. auf meinem blog zu bewerben und gutscheine zu verlosen. da ist mir mein blog viel zu schade dafür.
ich denke, die blogs werden auch so bekannt (mit einer kleinen hilfe von twitter, facebook & co?), sobald jemand darüber redet.

vio hat gesagt…

Solange es zum Blog passt und man sich mit den Produkten identifizieren kann, spricht eigentlich nichts dagegen. Und wenn ich sowas mitmache, dann lasse ich das auch (bis auf eine Ausnahme) meinen Lesern zugute kommen (Gewinnspiele). Eine Anfrage auf die erwähnte Sektwerbung oder Handywerbung wurde mir ebenfalls zugeschickt, ist aber aus den oben angegebenen Gründen nie in Frage gekommen. Da hätte ich mich wirklich nicht gut bei gefühlt.

christina hat gesagt…

ja, da bin ich ganz deiner meinung. deshalb hab ich dazu auch einen post verfasst.(http://lion4queen.wordpress.com/2010/09/26/milchmadchenblogger/) ich denke, junge bloggerinnen sollten von den gestandenen lernen. man darf sich ruhig trauen eine richtige gegenleitstung zu verlangen!gegen die monetarisierung von blogs habe ich nichts, aber man darf sich nicht unter dem wert verkaufen, sonst wird man ganz schnell ausgenutzt.

spiegeleule hat gesagt…

kleine korrektur:
"...kein kleidchen eingesackelt und keinen champagner geschlürft. und dennoch werde ich gelesen ..."
DESWEGEN wirst du gelesen!

Julia hat gesagt…

Dito! Genau darauf habe ich auch nicht die geringste Lust. Kein Champus, kein Handy, keine Banner, keine bezahlten Verlinkungen. Aber dafür Content und Optik, wie sie sein sollen. Auch bezweifle ich, dass sich diese Haltung bei einem exorbitanten Ansprung der Leser und potentiellen Mehreinnahmen verändern wird. Entweder man bloggt persönlich oder überwiegend kommerziell. Alles andere dazwischen wird schnell zur Gratwanderung!

spiegeleule hat gesagt…

hej, hier ich habe mal einen beitrag zum vortrag von mary verfasst:
http://blog.styleranking.de/fashion-news/milchmadchenblogger-wertlose-kondensmilch-und-der-traum-von-anerkennung/

smilla hat gesagt…

Auch ich befinde mich offensichtlich in zahlreichen mailverteilern für allerlei Produkte. Ich könnt mich immer totlachen weil so offensichtlich gar nicht hingeguckt wird wem man da schreibt.
Und was die Wertigkeit des eigenen Blogs angeht kann ich nur zustimmen.
Wenn man nämlich im umgekehrten Fall mal einen Sponsoren sucht, wie ich zuletzt für mein Istanbul-Projekt, dann gehts da selten um Inhalte sondern fast ausschließlich um den "Gegenwert. Motto: Was haben wir davon?
Nicht dass mich das überrascht, es wäre naiv anderes anzunehmen. Für Gutmenschentum ist in der Wirtschaft wenig Platz. Aber die Bereitwilligkeit sich "vor den Karren spannen zu lassen", die verwundert mich schon.

anika hat gesagt…

ich finde, das wichtigste argument der ganzen diskussion hast du nun in diesem post genannt: ich gönne es den firmen einfach nicht, umsonst werbung zu bekommen. alles andere (ihbah, werbung auf dem blog oder preisdrückerei) interessiert mich herzlich wenig. von daher: amen.

Fruchtzwerg hat gesagt…

perfekt geschrieben. Besser kann man es nicht sagen.

vio hat gesagt…

Blogs machen übrigens auch ohne Anfragen genug Werbung und große Ketten wie H&M, Zara, Topshop bla bla lachen sich ordentlich ins Fäustchen, dass sie da nicht mal für bezahlen müssen. Was nun?

eulen hat gesagt…

ist es nicht gerade so schwierig, da die grenzen fliessend sind? ohne es sofort zu merken, tritt man in eine "verlockende falle". bzw. ist bestimmt vielen dies nicht bewusst.
als nicht-bloggerin, aber blog-leserin frage ich mich, ob es irgendwelche richtlinien/standarts gibt? wie z.b. in printmedien, dass publireportagen als solche gekennzeichnet sein müssen (obwohl die grenzen ja auch hier zunehmend fallen).
wie ist es mit autotest-, reiseevents etc.? stimmt, eigentlich sind schon die bilder aus der umkleide gratiswerbung.

Lola hat gesagt…

Vio, das ist ein schwaches Argument. Denn es ist wohl ein Unterschied, ob dir ein Produkt von einem PR-Mensch zur Verfügung gestellt wird, für das du werben sollst, oder ob du als Bloggerin die Entscheidung triffst über ein Produkt deiner Wahl zu berichten, was wohl schwerlich als Werbung bezeichnet werden kann. Das würde ja bedeuten, dass Journalismus nichts anderes als Werbung ist.

vio hat gesagt…

Klar ist es ein Unterschied Lola.
Ich möchte mit dem einen keinesfalls das andere rechtfertigen, sondern es lediglich in die Diskussion mit einbringen, da es meiner Meinung nach ein nicht unwichtiger Punkt ist.

Anonym hat gesagt…

Kenne das auch von genügend Blogs in denen mir vorgegaukelt wird, dass der Verfasser massenweise Produkte erwirbt und diese uns dann ganz unnütz vorstellen will.
Leider funktioniert das auch gut, die Firmen nutzen diese "opinionleader" um zu werben und diese lassen sich das bezahlen.
ZB Sneakerb0b, Sneakerized und MrPander.
Dort werden mit Hochglanzbilder wöchentlich neue Lifestyle Artikel verlost/vorgestellt und Internetshops beworben. Ich schwanke auch zwischen angewidert sein und Neid.
Ich will auch Massen an Konsumgütern und dafür nur Bildchen knipsen...Aber der Aufwand ist zu gross...NUR UM SICH DANN ZU VERKAUFEN.

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