website_dorothee schumacher, 2012 (screenshot)
die illustration der fashionista im ohrensessel sagt eigentlich mehr als tausend worte: die moderne dorothee schumacher-kundin trägt high heels, sonnenbrille und tipselt nebenbei ihre klamottenbestellung in den laptop ein. die szenerie sieht erst einmal, das muss man trotz fifties-pinselstrich zugeben, so aus, wie sich die modewelt eine zeitgemäße konsumentin erträumt. da sitzt also mit elegant übereinandergeschlagenen beinen die erfolgreiche fashionista (die darf, so heißt es bei schumacher irgendwo auf der facebook-seite gerne auch housewife oder fashionista oder eben beides zugleich sein) und taucht ein in die mittlerweile clever ausgebaute virtuelle schumacher-erlebniswelt. und diese puderfarbene online-wolke hat es in sich. anlässlich der modewoche in berlin wartete die designerin auf ihrer seite mit einem 360-grad-livestream auf, die faz analysierte daraufhin gar, es werde nicht nur ihre Schau, sondern fürs „www-lifestyle-feeling“ auch die
Atmosphäre im Publikum übertragen. die pflege dieses www-lifestyle-feelings scheint man beim mannheimer unternehmen auf alle fälle ernst zu nehmen. der online-auftritt ist bis aufs letzte durchdacht, die kundin, im besten falle mitglied im princess club (prinzessinnen club klänge wahrscheinlich zu sehr nach mannheim) genießt als klubmitglied vorteile, von denen andere nur träumen können: die kostenlose zusendung eines persönlichen exemplars des hauseigenen lifestyle- und modemagazins faves zum beispiel. da darf die prinzessin im ohrensessel dann in einer impossible correspondence der dorothee schumacher mit der designikone madame grès schmökern: Obwohl uns Generationen trennen, kann ich spüren, dass wir ein gemeinsames Anliegen haben: das Grazile und das Starke in den Frauen zu unterstreichen... gesteht da die deutsche designerin und ich darf mich als weltgewandte fashionista flugs erinnert fühlen an die museale wie filmische zusammenführung elsa schiaparellis mit miuccia prada im metropolitan museum new york. da passt es ja zu gut, dass die faz über die letzte kollektion schrieb: Mit ihren Allover-Mustern ist sie gewissermaßen auf dem Miuccia-Prada-Trip. der social media auftritt allerdings, der scheint (obwohl man doch das starke in den frauen unterstreichen will) nur als neo-biedermeierliches ensemble in pudrigem rosa zu funktionieren. und leider macht das pastell auch vor der textebene der schumacher-welt nicht halt. hier ist selbstredend alles zauberhaft, romantisch oder einfach wunderbar. und damit dieses vokabular nicht allzu verräterisch biedermeierlich daher kommt, werden dazwischen ein paar anglizismen platziert oder aber aber modernität vermittelnde steigerungsformen verwendet: das picknick des unternehmens schumacher im berliner tiergarten war, heißt es auf der website, virtuell-romantisch. was das heißen soll? so genau will ich das gar nicht wissen, weil ich mittlerweile ziemlich genervt bin von diesen verbalen süßspritzen, die insbesondere im kontext mode in ungenießbaren dosen verabreicht werden.
5 Kommentare:
Haha, toller Artikel. Ich finde es auch etwas too much, ich denke nicht jede Schumacher Kundin steht auf dieses verträumt wundervoll romantische Ding. Der Live Stream von Schumacher zur Fashion Show war übrigens leider von so schlechter Qualität, hätten wir uns schenken können. Die Mode von Schumacher bleibt dennoch sehenswert und gut.
keine ahnung, was da wieder passiert ist: habe kommentar nummer eins nicht gelöscht...
Ich genieße deinen Stil sehr. Schöner Artikel.
blica at its best!
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