Freitag, 11. Mai 2012

die mediale auferstehung des wolfgang joop.

wolfgang joop ließ gestern sein label wunderkind wiederauferstehen und die deutschsprachige modewelt pilgerte nach potsdam: Ich bin turbulent begeistert, soll die ehemalige chefredakteurin der deutschen vogue, angelica blechschmidt, gesagt haben und, was auch immer frau blechschmidt mit dieser genialen wortpaarung genau ausdrücken wollte, es scheint eine art superlativ darstellen zu sollen. doch dessen nicht genug, die modepresse  zündet ein mediales feuerwerk, alle wollen ihn und alle kriegen ihn, den joop. die zeit zum beispiel: tillman prüfer schaute dem verlässlich größenwahnsinnigen deutschen designer über die schulter. er war bei der anprobe der neuen herbst/winter-kollektion in der joopschen firmenvilla mit dabei und berichtet von  kollektionsentwürfen, die in marrakesch entstanden, und scheint fasziniert von der wie immer eigensinnigen selbstinzenierung des designers in der villa rumpf: Überhaupt ist alles in dem Studio genau so, wie Wolfgang Joop es sich erträumt: Auf dem Tisch stehen Kaffee und Apfelkuchen mit Schlagsahne, als er mit dem Ridgeback Charlotte und dem Dalmatiner Gretchen den Raum betritt. Charlotte bettelt. »Habt ihr dem Hund noch keine Schlagsahne gegeben?«, ruft Joop. Charlotte bekommt einen Teller Schlagsahne. alfons kaiser, der modemann von der faz  war anlässlich der show gestern natürlich auch vor ort, neben, wie er feststellt, all den chefredakteurinnen, nadja auermann, ida hardenberg, ulrike döpfner: Für die Wiedergeburt ist die bessere Gesellschaft an den Heiligen See gekommen, beschreibt kaiser die illustre geladene gesellschaft. und: Joop will wieder in eine Zeit zurück, in der das Wünschen noch geholfen hat, als die Wespentaille noch unter Naturschutz stand und ein Wort wie „elegant“ noch nicht verbraucht war. am meisten spaß wird joop hingegen die berichterstattung der gala gemacht haben. das deutschsprachige königsblatt des boulevards huldigt joop mittels interview und bilderstrecke. da darf der "meister" dann endlich so richtig melodramatisch auf die tube drücken:  Ich zelebriere meinen "New Look" so wie Christian Dior nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir hatten hier auch einen Krieg, und es sind ein paar Wunden geschlagen worden. Aber sie sind verheilt. Und ich fühle mich in dieser Situation eigentlich sehr wohl. große worte eines designers, der noch nie um ein wort verlegen war. wir dürfen also gespannt die fortsetzung der joopschen seifenoper abwarten, denn die wird uns wolfgang joop so verlässlich servieren wie seinen apfelkuchen mit schlag.

update: tanja rest in der süddeutschen über die chirurgie aus preußen, fazit der geladenen gäste: very wolfgang, das alles.
 

1 Kommentar:

Rene Schaller hat gesagt…

Ich liebe deinen Artikel, du bringst es wirklich so wunderbar auf den Punkt. Es geht mal wieder um alles nur eben nicht um die Klamotte. Keiner schaut mal genau hin und sieht die alten Kleider, die Wunderkind schon vor Jahren mal gezeigt hat. Und keiner hört genau hin und erinnert sich, dass die Geschichten mit Marrakesch und Kriegen und Wunden auch immer die selben sind. Das Joop'sche Blendwerk funktioniert bei der deutschen Presse und die internationale interessiert sich eh nicht dafür. Alle wie immer also im Potsdamer Arkadien.

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